Fahrradhersteller Mifa trudelt wieder: Insolvenzantrag
Paukenschlag zu Jahresbeginn. Der Fahrradhersteller Mifa beantragt erneut Insolvenz. Die Firma gilt als der letzte große Arbeitgeber im Südharz, einer Region mit der wohl höchsten Arbeitslosigkeit in Deutschland.
Sangerhausen (dpa) - Beim traditionsreichen ostdeutschen Fahrradhersteller Mifa ist der Traum von einem erfolgreichen Neustart mit einem modernen Werk in Sangerhausen geplatzt. Die Mifa-Bike GmbH hat am Mittwoch überraschend Insolvenz beantragt, wie ein Sprecher des Amtsgerichts Halle sagte. Der Fahrradbauer mit 500 Beschäftigten strebt eine Insolvenz in Eigenverantwortung an. Es wird erwartet, dass das Amtsgericht am Donnerstag über den Antrag entscheidet und einen Sachwalter einsetzt. Über den Insolvenzantrag hatte zuerst die "Mitteldeutsche Zeitung" berichtet.
Mifa hat seit der Wende nahezu sämtliche wirtschaftlichen Höhen und Tiefen erlebt - vom Börsengang 2004 bis zur Insolvenz. Schon seit Jahren mussten die Beschäftigten wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten der Firma immer wieder um ihre Jobs bangen. "Die jetzt angestrebte Insolvenz in Eigenverwaltung kann ein geeigneter Weg sein, Mifa wieder auf wirtschaftlich gesunde Füße zu stellen", erklärte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) in Magdeburg.
Der in Sachsen-Anhalt verwurzelte Unternehmer Heinrich von Nathusius hatte den Fahrradhersteller vor knapp zwei Jahren bereits aus einer Insolvenz gerettet, mit einer Landesbürgschaft im Rücken. Als neuer Firmenchef nahm er sich vor, Mifa gegen Billig-Konkurrenz etwa aus Asien zum kostengünstigsten Fahrradwerk Europas zu machen. Dazu wollte er das Werk in der Stadt Sangerhausen aufgeben und baute ein neues Werk am Stadtrand. Erst kürzlich startete dort der Betrieb.
Von Nathusius hat nun weitere Konsequenzen gezogen und die Position des Geschäftsführers abgegeben. Der Berliner Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus hat seit Dienstagabend die Position inne, wie der Anwalt am Mittwoch in Berlin sagte. "Herr von Nathusius hat einvernehmlich sein Amt zur Verfügung gestellt." Und: "Die Familie hat angekündigt, weiter zum Unternehmen zu stehen." Finanzwirtschaftlich seien aber Grenzen erreicht.
Der Mifa-Standort Sangerhausen und der Landkreis Mansfeld-Südharz sind eine besonders von Arbeitslosigkeit gebeutelte Region. Die Auswirkungen eines möglichen Mifa-Endes wären enorm. "Der erneute Insolvenzantrag der Mifa trifft die Beschäftigten und die ganze Region hart. Das Land hat sich in den vergangenen Monaten stark für den traditionsreichen Fahrradhersteller engagiert, um die Chancen auf einen erfolgreichen unternehmerischen Neustart zu verbessern", erklärte Wirtschaftsminister Willingmann.
"Wir werden uns im Rahmen des Insolvenzverfahrens auch weiterhin für Mifa als einen der größten Arbeitgeber der Region und damit für die Beschäftigten einsetzen - etwa durch Gespräche mit Banken oder die Suche nach potenziellen Investoren."
Die Landrätin des Landkreises Mansfeld-Südharz, Angelika Klein, zeigte sich überrascht von dem Insolvenzantrag. "Dies kommt zudem sehr überraschend, da zumindest Herr von Nathusius gegenüber dem Landkreis stets kommuniziert hat, dass trotz aller Schwierigkeiten das Unternehmen auf sicheren Füßen steht." Und: "Bleibt zu hoffen, dass es durch die angekündigte Restrukturierung des Unternehmens in Eigenregie gelingt, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten." Der Landkreis habe in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, um den Standort des Fahrradbauers zu erhalten. "Unsere gesamte Region ist ohne das Traditionsunternehmen Mifa schwer vorstellbar", erklärte die Landrätin.