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Falsche Abi-Fächer Land bietet Schüler Zusatzprüfung an

Im Streit um ein bestandenes Abitur in den falschen Fächern geht das Landesschulamt Sachsen-Anhalt auf den Schüler aus Stendal zu.

Von Alexander Walter 22.06.2017, 01:01

Stendal l Im Fall des Stendaler Abiturienten Fritz Niemann könnte sich eine Einigung abzeichnen. Das Landesschulamt hat dem Schüler am Mittwoch ein Angebot unterbreitet: Bis Ende des Schuljahres 2017/18 kann er die schriftliche Abiturprüfung im Fach Geschichte nachholen. Damit könnte er das Abitur – wenn auch verspätet – doch noch erlangen.

Der Schüler des Stendaler Hildebrand-Gymnasiums hatte seine Abiturprüfung in fünf Fächern abgelegt und bestanden. Die gewählte Kombination für die schriftlichen Fächer Mathe, Physik, Deutsch und Chemie aber war nicht zulässig. Laut geltender Oberstufenverordnung hätte der Schüler hier höchstens eine Naturwissenschaft wählen dürfen. Dem zuständigen Oberstufenkoordinator Klaus Marre war das erst nach den Prüfungen aufgefallen. Schulleiterin Annedore Meißner bekräftigte gestern: „Das tut uns sehr leid.“ Man könne deshalb aber nicht gegen geltendes Recht verstoßen.

Schüler und Eltern trügen zudem eine Mitverantwortung. Die Schüler würden über die Möglichkeiten der Fachanwahl ausführlich belehrt. Auch auf dem von Schüler und Eltern zu unterschreibenden Anwahlzettel für die Prüfungsfächer seien die Auswahlmöglichkeiten noch einmal erläutert.

Fritz Niemann sagte gestern zum Angebot des Landesschulamts: „Wir haben es uns angehört, aber noch nichts entschieden.“ Mutter Uta Hammer ergänzte: „Wir werden Rücksprache mit unserem Rechtsanwalt halten.“ Bis zu einer Entscheidung könne etwas Zeit vergehen.

Eigentlich hatte Fritz Niemann geplant, im Herbst ein Studium zu beginnen. Das könnte nun knapp werden. Sollte sich der Abiturient für die Prüfung entscheiden, müsste die Schule zwei Alternativen für eine schriftliche Geschichtsklausur erstellen. Vor der Prüfung müssten unabhängige Experten diese genehmigen. Die Prüfung wäre damit frühestens nach den Sommerferien möglich.

Nach dem Bekanntwerden des Fehlers hatte die Schule Fritz Niemann angeboten, die Geschichtsprüfung direkt nachzuholen. Dafür hätte eine bereits genehmigte Prüfung vorgelegen. Niemann hätte damit an der Abitur-Zeugnis-Ausgabe seiner Mitschüler am vergangenen Freitag teilnehmen können. Die Familie lehnte den Vorschlag aber ab. Einer der Gründe: Der Abiturient hätte für die Vorbereitungen nur fünf Tage Zeit gehabt. Ein Rechtsanwalt hatte der Familie zudem geraten, die Zusatzprüfung auch generell abzulehnen.

Dazu, dass es überhaupt zum Fehler kam, könnte die Überarbeitung der gültigen Oberstufenverordnung Ende vergangenen Jahres beigetragen haben. Diese vereinfachte unter anderem die Anwahlmöglichkeiten von Prüfungs-Fächern fürs Abi. Ein Viertel der Zwölftklässler des Stendaler Hildebrand-Gymnasiums änderte daraufhin die Kombination. Zu ihnen gehörte auch Fritz Niemann. Der Abiturient hatte ursprünglich auch das Fach Geschichte auf seiner Prüfungsliste.