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Feuerwehr 80 Hektar Wald bei Coswig in Flammen

Mehr als 200 Feuerwehrleute bekämpften einen Waldbrand bei Coswig im Landkreis Wittenberg. Auch aus Magdeburg waren Helfer vor Ort.

Von Alexander Walter 04.07.2018, 07:39

Magdeburg l Die Ortschaft Serno bei Coswig im Fläming im Landkreis Wittenberg entkommt in der Nacht zum Mittwoch nur knapp einer Katastrophe. Eine Flammenfront taucht den dunklen Wald über Stunden in hell flackerndes Rot.

Mehr als 200 Feuerwehrmänner von 14 Feuerwehren, sechs aus Brandenburg und die Berufsfeuerwehr Magdeburg sind im Einsatz. Olaf Derlath, stellvertretender Feuerwehrchef der Stadt: „Wir waren mit zwei Tanklöschfahrzeugen (jeweils für 4000 Liter) und einem Spezialfahrzeug mit 10.000 Litern im Einsatz und haben geholfen, wo wir konnten.“

Feuerwehren zapfen für die Löscharbeiten ein nahe gelegenes Freibad an. Die Bundeswehr setzt einen Transporthubschrauber CH 53 ein. Die Maschine holt zweimal aus einem Badesee mit dem Feuerlöschbehälter „Smoky“ jeweils 5000 Liter Wasser und wirft dieses über dem brennenden Wald ab. Franziska Meyer vom Landeskommando Sachsen-Anhalt: „Wenn die zivilen Einsatzkräfte in solchen Situation nicht weiterkommen, helfen wir auf Antrag des Landkreises.“

Das Feuer im Fläming, das am späten Dienstagabend ausbrach, könnte durch Mäharbeiten entstanden sein. Eine Gefahr, die sich nach Erkenntnissen des Landeszentrums Wald jederzeit wiederholen könnte. Inzwischen herrscht im gesamten mittleren und nördlichen Sachsen-Anhalt die höchste Waldbrandwarnstufe 5. Heißt: Wälder dürfen nur noch auf öffentlichen Wegen betreten werden. Das Abstellen von Autos in Waldnähe ist verboten. Nur im Harz, im Burgenlandkreis, im Saalekreis und in Halle gilt noch die zweithöchste Stufe.

Nach Angaben des Landeszentrums Wald hat es in den Wäldern Sachsen-Anhalts im Jahr 2018 bereits 54-mal gebrannt. Insgesamt standen 91 Hektar in Flammen. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr 2017  wurden neun Brände auf 4,7 Hektar Fläche gemeldet.

Besonders bedroht sind Kiefernbestände auf den schnell austrocknenden Sandböden von Altmark oder Heide. Sie stellen immerhin die Hälfte der gut 500.000 Hektar Waldfläche des Landes. Liegengebliebenes Totholz der vergangenen Herbststürme erhöht das Risiko zusätzlich, sagt Helmut Jachalke, Kreiswaldbrandschutzbeauftragter im Altmarkkreis Salzwedel. „Die Situation ist prekär.“ Ein einziger Funke genüge, um einen Brand ausbrechen zu lassen.

Brennt es tatsächlich, zählt jede Minute, um ein Desaster zu verhindern. Sachsen-Anhalt setzt dabei inzwischen auf modernste Technik. Von 15 Türmen aus scannen Spezialkameras den Wald flächendeckend mit Ausnahme des Harzes – jede einzelne bis zu 700 Quadratkilometer. Die ursprünglich aus der Planetenbeobachtung stammende Methode ersetzt die noch vor Jahren verbreiteten bemannten Feuerwachtürme mit einem Sichtradius von nur wenigen Kilometern. In drei Waldbrandzentralen in Genthin (Jerichower Land), Annaburg (Landkreis Wittenberg) und Klötze (Altmark) werden die Aufnahmen auf Rauchsäulen abgesucht. Bei der aktuellen Waldbrandwarnstufe 5 passiert das täglich von 10 bis 20 Uhr.

Im Betreuungsforstamt Klötze sitzt Mittwochmittag Mitarbeiter Gerd Güldner vorm Rechner. Das gesamte Gebiet zwischen der westlichen Autobahn 2 und dem niedersächsischen Wendland wird von hier aus überwacht. Von jedem der vier Beobachtungstürme seiner Zentrale laufen sekündlich neue Bilder ein. Acht Minuten brauchen die Panorama-Kameras für einen 360-Grad-Umlauf. Aufgrund von Änderungen der Graustufen meldet der Rechner potenzielle Brände. Im Raum Calvörde tauchen plötzlich graue Schwaden auf. Ein roter Balken ploppt auf, meldet ein mögliches Feuer. Güldner muss genauer hinschauen, dann gibt er Entwarnung. „Das sind nur die Steinwerke Flechtingen“, sagt er. Der Morsleber ist dankbar für die Ruhe an diesem Morgen. Zehn Mal hat es in den vergangenen Tagen auch in seinem Bereich gebrannt. Andernorts herrscht auch am Mittwoch keine Ruhe. In der Börde gibt es erneut mehrere Flächenbrände.

Das Innenministerium von Sachsen-Anhalt hat Konsequenzen aus der Situation gezogen. Täglich müssen die Landkreise die Behörde jetzt über die Lage informieren. Um die Waldbeobachtung noch effektiver zu machen, setzt die Polizei in der Altmark zudem einen Hubschrauber für Kontrollflüge ein. Entspannung zeichnet sich vorerst nicht ab: Die sommerliche Hitze soll laut Deutschem Wetterdienst anhalten. Bis heute werden die Temperaturen um die 30 Grad erreichen. Etwas „kühler“ könnte es am Wochenende mit Werten um die 26 Grad werden. Eine flächendeckende Niederschlagsfront ist auch in den kommenden Tagen nicht in Sicht.

Extreme Trockenheit sorgt derzeit immer wieder für Brände in Sachsen-Anhalt.