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Finanzen Pfeiffersche Stiftungen kritisieren Uniklinik

Sinnvolle Kooperationen würden sehr viel Geld sparen. Die Schließung von Blutkrebsstation in Magdeburg wäre nicht nötig gewesen.

Von Alexander Walter 19.06.2019, 01:01

Magdeburg l In der Debatte um Baumängel und den Investitionsstau an der Magdeburger Uniklinik schaltet sich mit den Pfeifferschen Stiftungen jetzt erstmals ein anderes Krankenhaus ein. In einem an den Finanzausschuss verschickten Brief stellen Vorstand und Geschäftsführung des kirchlichen Hauses mit Standorten in Magdeburg und Lostau die Entscheidung der Uniklinik infrage, ihre Blutkrebsstation wegen Hygienerisiken vorläufig zu schließen.

Der Uniklinik-Vorstand hatte sich wegen Warnungen externer Gutachter vor Patientengefährdungen zu dem Schritt entschlossen. „Die Schließung wäre aus unserer Sicht nicht nötig gewesen, da in der Lungenklinik Lostau Kapazität zur Verfügung steht, die von der Uniklinik genutzt werden könnte“, schreiben Stiftungen-Vorsteher Christoph Radbruch und Geschäftsführer Tobias Bruckhaus nun.

Eine Station mit bis zu 28 Betten könne sofort als Ausweichstation genutzt werden. Man habe der Uniklinik Räumlichkeiten bereits angeboten. Die Autoren gehen noch weiter: Um Lostau zur Fachklinik aufzubauen, seien nach der Wende 25 Millionen Euro Fördergeld investiert worden. Es handele sich heute um das einzige von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Lungenkrebszentrum im Landesnorden. Daraus ergäben sich weitere Synergiemöglichkeiten, sagte Radbruch: Operationen und Behandlung von Lungenerkrankungen könnten schwerpunktmäßig in Lostau erfolgen, ebenso die Behandlung bestimmter Infektionen wie Tuberkulose. Selbst über die gemeinsame Organisation der Sterilgutversorgung ließe sich nachdenken.

Die Pfeifferschen Stiftungen stellen damit auch den hohen Investitionsanspruch der Magdeburger Uniklinik infrage. Bis 2030 macht das Haus einen Sanierungsbedarf von 800 Millionen Euro geltend. „Ein Land, das zwei Unikliniken hat, sich aber nur eine leisten kann, braucht innovative Konzepte“, sagte Radbruch. Dazu gehöre es, Kooperationen auszuloten. Unikliniken wie Düsseldorf und Regensburg praktizierten das bereits. In Düsseldorf befinde sich die Lungenklinik ebenfalls an einem anderen Standort als der Hauptcampus.

„Uns geht es darum, Wettbewerb zu entschärfen und dafür zu sorgen, dass jedes Haus leben kann – zum Wohl der Patienten“, ergänzte Geschäftsführer Bruckhaus.

Uniklinik-Ärztechef Hans-Jochen Heinze wies die Vorschläge als „absurd“ zurück. Bei der Behandlung von Blutkrebs- und Infektionspatienten müssten Ärzte und Pfleger ständig auf komplexe Diagnose- und Therapiemethoden zurückgreifen können. „Wir brauchen die Hochtechnologie mit kurzen Wegen vor Ort.“ Die Lungenklinik Lostau sei nicht einmal ausreichend an öffentliche Verkehrsmittel angeschlossen. „Wir werden unsere schwerkranken Patienten nicht in den Wald schicken.“ Erkrankte mit weniger intensivem Aufwand, etwa Beatmungspatienten, könnten die Stiftungen aber durchaus aufnehmen. Echte Gespräche dazu hätten die Stiftungen der Uniklinik bislang aber nicht angeboten.

Die Pfeifferschen Stiftungen sind nicht die erste Einrichtung, die die Uniklinik zu mehr Kooperationen auffordert. Barmer-Geschäftsführer Axel Wiedemann hatte zuvor bereits eine gemeinsame Holding der Unikliniken Magdeburg und Halle etwa für Abrechnungen und Einkäufe und Apotheke ins Gespräch gebracht.

Die Pfeifferschen Stiftungen mit 1600 Mitarbeitern und den Schwerpunkten Lungenmedizin sowie Orthopädie behandeln jährlich rund 14.500 Patienten. Meinung