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Finanzspritze Fast 21 Millionen Euro Dürrehilfen ausgezahlt

751 Landwirtschaftsbetriebe haben in Sachsen-Anhalt Dürrehilfen beantragt. An 521 Betriebe wurden ausgezahlt - aber nicht alle profitieren.

Von Alexander Walter 16.02.2019, 00:01

Magdeburg l Die Klostergut GmbH bei Haldensleben hat die Jahrhundert-Dürre im Sommer 2018 besonders schwer getroffen. Beim Roggen gab es bis zu 90 Prozent Ausfälle, beim Raps mehr als 40, sagt Mitinhaber Alexander Bonstedt. Die Verluste für den 800-Hektar-Betrieb gingen in die Zehntausende Euro. „Auf einem Feld haben wir kaum mehr Roggen geerntet, als wir vorher angesät hatten“, sagte Bonstedt.

Der Betrieb in der Börde war damit nicht allein. Nach Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums hat die Trockenheit in Sachsen-Anhalt rund 237 Millionen Euro Schäden angerichtet. Laut Statistischem Landesamt ernteten die Bauern insgesamt fast 27 Prozent weniger Getreide als im Durchschnitt.

Um Betroffenen zu helfen, hatten Bund und Länder im Herbst ein 347 Millionen Euro schweres Hilfspaket geschnürt. Gut 51 Millionen Euro standen allein für Bauern im besonders gebeutelten Sachsen-Anhalt bereit.

751 Betriebe stellten daraufhin Anträge. Bis Ende Januar haben die zuständigen Ämter 20,5 Millionen Euro an 521 Unternehmen ausgezahlt, teilte das Ministerium mit – im Schnitt sind das 40 000 Euro je Betrieb. Der Bauernverband lobt das Tempo: „Im Vergleich zu anderen Ländern ist Sachsen-Anhalt vernünftig unterwegs“, sagte Hauptgeschäftsführer Marcus Rothbart. Zum Vergleich: In Niedersachsen, wo knapp 36 Millionen Euro zur Verfügung stehen, wurden bis 1. Februar nur 2,7 Millionen Euro ausgezahlt. Die Bauern haben dennoch nicht nur Lob für die Hilfen übrig. Grund sind aus Sicht des Verbands zu hohe Auflagen. Anspruch hatten etwa nur Höfe, die nachweisen konnten, dass sie wenigstens 30 Prozent weniger geerntet hatten als im Schnitt der vergangenen drei Jahre. „Es gibt viele Betriebe, die das knapp verfehlt haben“, sagte Rothbart. „Auch deren Nöte müssen berücksichtigt werden.“

Für Ärger sorgt auch, dass Betriebe die Einkünfte ihrer Teilhaber offenlegen mussten – und das innerhalb der Antragsfrist von nur gut vier Wochen. Für die im Osten häufigen Agrargenossenschaften mit vielen Anteilseignern sei das eine fast unlösbare Hürde, kritisierten die Bauern zuletzt. Das Agrarministerium versuchte, das Problem zu lösen. Bei Verhandlungen mit dem Bund über die Regeln für die Dürrehilfen wollte es statt des Privateigentums der Anteilseigner das Betriebsvermögen zum Kriterium erheben. Damit setzte es sich allerdings nicht durch.

Die Klostergut GmbH hat wegen solcher Hürden auf einen Antrag verzichtet. „Wir hätten die Einkünfte unserer Teilhaber für die vergangenen Jahre komplett offenlegen müssen“, sagt Alexander Bonstedt. „In der Kürze der Zeit hätten wir das nie geschafft.“ Da zudem nur 50 Prozent der Schäden ausgeglichen worden wären, sei fraglich, ob sich der Aufwand gelohnt hätte.

Der Bauernverband blickt derweil bereits mit Sorgen auf den Frühling. Nach Daten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig (UFZ) sind die Böden trotz der Winter-Niederschläge im Landesnorden immer noch zu trocken. „Die Region ist ein Sorgenkind“, sagte UFZ-Klimaexperte Andreas Marx.

Zum Kommentar "Zu hohe Auflagen" geht es hier.