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FörderungHochschulen drängen in die Wirtschaft

Sachsen-Anhalt plant in der Wirtschaftsförderung neue Schritte: Hochschulen sollen künftig einfacher Unternehmen gründen können.

18.02.2018, 23:01

Magdeburg l Sachsen-Anhalts Landesregierung will den Universitäten und Hochschulen eine größere unternehmerische Beteiligung ermöglichen. Dafür soll der Landtag noch in diesem Jahr eine Änderung des Hochschulgesetzes beschließen. Das bestätigte Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) der Volksstimme. „Sachsen-Anhalt macht es den Hochschulen verhältnismäßig schwer, sich an Unternehmen zu beteiligen“, sagte er.

Bisher müssen sich Forscher entscheiden, ob sie sich eingeschränkt an Unternehmen beteiligen oder diese selbst gründen und somit die Wissenschaft verlassen. Das will Willingmann ab 2019 ändern. Spitzenwissenschaftler, die eine tolle Idee haben, sollen diese im Rahmen einer Uni-Ausgründung temporär selbst begleiten können und erst später entscheiden, ob sie vollständig in die Wirtschaft wechseln oder an die Hochschule zurückkehren.

Die Stelle der Professoren soll für die Zeit der Ausgründung erhalten bleiben, die Unis mit Risikokapital arbeiten. „Aus den Hochschulen heraus kann man Unternehmertum generieren“, ist Willingmann überzeugt. Die erwirtschafteten Gelder sollen die Hochschulen behalten und darüber frei verfügen dürfen.

„Damit wären wir Vorreiter in Deutschland“, sagt der Wirtschaftsminister. Er orientiert sich mit diesem Modell an Ländern wie Estland oder Israel, in denen es eine höhere Durchlässigkeit zwischen unternehmerischer Beteiligung und wissenschaftlicher Innovationskraft gibt.

Die Hochschulen selbst begrüßen die geplanten Änderungen. Jens Strackeljan, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, sagte der Volksstimme: „Das kann ein wichtiger Impuls für die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt sein.“ Insgesamt gebe es hier nur sehr wenige Unternehmen, die in Forschung und Entwicklung investieren würden.

Unternehmensbeteiligungen und Ausgründungen könnten besonders in den Bereichen Medizintechnik und Maschinenbau einen dynamischen Schub bringen, so Rektor Strackeljan. „Wenn die Rahmenbedingungen verbessert werden, würden wir das sicher öfter machen.“

Geklärt werden muss unter anderem noch die Frage, ob die Professoren während der Freistellung weiterhin ihr volles Gehalt beziehen – schließlich wären sie zeitgleich Geschäftsführer eines Unternehmens. Der Landesrechnungshof soll bereits Bedenken angemeldet haben.

Die Kritik, dass es durch die neue Regelung bald zu wenig Professoren gibt, weil zu viele in die Wirtschaft wechseln, weist Willingmann zurück. Er sagte: „Ich glaube, das wird nicht passieren.“

Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema von Jens Schmidt.