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Folterprozess Handy-Video zeigt Quälereien

Es war eine schreckliche Tat: Vier Angeklagte sollen in Bernburg eine Frau zu Tode gefoltert haben. Nun wurde der Prozess fortgesetzt.

03.01.2019, 11:26

Magdeburg (dpa) l Die Frau wimmert, weint und schreit immer wieder "Aua!": Im Prozess um den qualvollen Tod einer 39-Jährigen hat ein Handy-Video am Donnerstag Beteiligte und Zuschauer im Magdeburger Landgericht schockiert. Der gut anderthalb minütige Mitschnitt zeigt Folterszenen in einem Badezimmer – immer wieder verleiht das Opfer unter dem Gejohle der Täter seinen Ängsten und Schmerzen Ausdruck. Es ist zu hören, wie einer der Täter sagt: "Ersauf'se!" Ein anderer: "So sehen Opfer aus!" Dann plätschert die Toilettenspülung. "Da müssen wir gerade alle mal verschnaufen", kommentierte die Vorsitzende Richterin Anne-Marie Seydell das Beweisstück.

Aufgenommen haben soll das Video der jüngste Angeklagte, wie der als Zeuge gehörte Ermittlungsführer aussagte. Auf dem Mobiltelefon des 16-Jährigen war demnach das Video mit den grausamen Quälereien und Erniedrigungen in einer Juni-Nacht 2018 in Bernburg sichergestellt worden. Die Frau starb einen Tag später in einer Klinik in Halle an ihren schweren Verletzungen. Gemeinsam sollen der 16-Jährige, seine 34 Jahre alte Mutter sowie zwei 20 und 21 Jahre alte Männer die Bekannte im Alkohol- und Wutrausch getötet haben. Seit Anfang Dezember stehen sie wegen Mordes vor Gericht.

Dem Jugendlichen wird zudem wegen einer anderen Tat gefährliche Körperverletzung und versuchter Totschlag vorgeworfen. Er soll kurz vor der tödlichen Gewaltorgie in einer anderen Bernburger Wohnung einen heute 63-jährigen Bekannten schwer misshandelt und verletzt haben. Der Jugendliche schwieg bislang vor Gericht – anders als die Mitangeklagten. Die hatten teils umfassend ausgesagt und den Jugendlichen als Haupttäter beschuldigt.

Der Ermittlungsführer schilderte vor Gericht, warum der 16-Jährige zunächst allein ins Visier der Polizei geraten war. So habe dessen heute mitangeklagte Mutter ihren Sohn der Tat beschuldigt und ein "Lügenkonstrukt" aufgebaut, so der Ermittler. Durch Zeugen seien dann Bilder sowie Chat- und Sprachnachrichten aufgetaucht, die eindeutig gewesen seien. "Da stellte sich dann ein ganz anderer Ablauf mit ganz anderen Beteiligungen dar", sagte er.

Laut Staatsanwaltschaft hat das Quartett gemeinschaftlich in der Nacht zum 11. Juni 2018 plötzlich und grundlos angefangen, die ihnen bekannte Frau massiv zu misshandeln. Es soll Streit um Geld gegeben haben. "Sie schlugen und traten gegen ihren Kopf, schlugen mit einem Fleischklopfer auf ihre Fingerkuppen, stachen mit einem Messer in Oberschenkel und Wade und rasierten ihr den Kopf", sagte Oberstaatsanwältin Martina Klein. Außerdem sollen sie den Kopf der 39-Jährigen in das Toilettenbecken und in die mit Wasser gefüllte Badewanne gedrückt haben.

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.