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Forderung Ärztekammer für Masern-Impfpflicht

Die Ärztekammer Sachsen-Anhalt ist für eine Masern-Impflicht und fordert eine zusätzliche Prüfung ausländischer Mediziner.

13.04.2019, 12:48

Freyburg/Unstrut (dpa) l Die Qualifizierung ausländischer Mediziner sollte aus Sicht der Ärztekammer Sachsen-Anhalt stärker überprüft werden. Mediziner, die nicht aus der Europäischen Union kommen, sollten eine bundesweit einheitliche Prüfung ähnlich dem dritten deutschen Staatsexamen absolvieren. Das beschloss die Kammerversammlung der Ärztekammer laut einer Mitteilung am Samstag einstimmig. Für eine solche zusätzliche Prüfung ist laut einem Sprecher eine Gesetzesänderung auf Bundesebene nötig.

Derzeit würden zur Überprüfung des Ausbildungsstandes vor allem Zeugnisse herangezogen. Das Vertrauen in deren Echtheit, Inhalt und korrekte Übersetzung berge die Gefahr, dass Defizite verborgen bleiben, hieß es.

Abschlüsse innerhalb der EU würden automatisch anerkannt. Es gehe bei dem Beschluss nur um Mediziner, die außerhalb der EU ausgebildet worden seien. Gute Erfahrungen habe die Ärztekammer mit praxisorientierten Sprachprüfungen für ausländische Ärzte gemacht. Zuvor hätten die Mediziner nur ein Zeugnis vorlegen müssen – bei dem praktischen Test fielen nun rund ein Drittel der Mediziner durch. Das zeige, dass Zeugnisse allein als Gradmesser nicht ausreichten. Qualifikation und Kommunikation aber seien der Schlüssel zum Behandlungserfolg, betonte Kammerpräsidentin Simone Heinemann-Meerz.

Zudem sprach sich Sachsen-Anhalts Ärztekammer für die Masern-Impfpflicht aus. Zumindest beim Besuch von Kindertagesstätten und Schulen solle ein Impfnachweis vorliegen, hieß es am Samstag nach einer Kammerversammlung in Freyburg/Unstrut. Es gehe um den Schutz der gesamten Gesellschaft. "Im Interesse der Gesundheit aller kann die Unwissenheit und egoistische Haltung einiger weniger Impfgegner nicht weiter akzeptiert werden, die schwerwiegende Krankheitsverläufe gerade bei Kleinkindern ausblenden", erklärte Ärztekammer-Präsidentin Simone Heinemann-Meerz.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist für eine Impfpflicht gegen Masern in Kindergärten und Schulen. Im Nachbarland Brandenburg soll es nach dem Willen des Landtags künftig eine Masern-Impfpflicht für Kinder in Kitas geben. Masern sind hoch ansteckend und können noch Jahre später zu potenziell tödlichen Hirnentzündungen führen.
Sachsen-Anhalt zählt laut der Ärztekammer zu den Bundesländern, mit einer hohen Impfquote. Dadurch seien im Bundesvergleich deutlich weniger Masernfälle zu beklagen. In diesem Jahr gab es bislang nur einen Fall, wie aus einer Übersicht des Landesamts für Verbraucherschutz hervorgeht.

Die Ärztekammer wies darauf hin, dass bei der Impfung gegen Masern unbedingt eine zweite rechtzeitige Impfdosis nötig ist. Heinemann-Meerz zufolge gibt es beim zweiten Pieks erhebliche Impflücken. "Konsequent wäre daher, dass die Regelung auch die Verpflichtung zur rechtzeitigen zweiten Impfung enthält."