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Freifunk Kostenloses Internet läuft nur zögerlich an

Kostenlos ins Netz - davon träumen nicht nur Touristen. Doch nicht überall gibt es die Voraussetzungen.

03.07.2016, 23:01

Magdeburg (dpa) l Kostenloser Internetzugang ist in Sachsen-Anhalt noch selten zu finden. Vorreiter ist der Harz – das hat eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben. In Quedlinburg steht fast in der kompletten Innenstadt Freifunk zur Verfügung.

Das Angebot werde nicht nur von Quedlinburgern, sondern auch von Touristen gern genutzt und auch gelobt, sagte ein Sprecher der Welterbestadt. Vor allem der Verein Freifunk Harz hat hier im vergangenen Jahr viel Engagement gezeigt und wird von der Stadt und den dortigen Unternehmen unterstützt.

„Der Harz lebt vom Tourismus und freies WLAN ist etwas, wovon man profitieren kann“, sagte Freifunk-Vorsitzender Max Mischorr. Seit Herbst 2015 gebe es eine Kooperation mit den Stadtwerken. Gemeinsam mit den Geschäftsleuten habe der Verein über 100 Router zu einem Netz in Quedlinburg zusammengeschlossen. Grundlage bilden Richtfunkantennen auf möglichst hohen Gebäuden. Auch Städte wie Ballenstedt und Wernigerode sind so innerhalb weniger Monate zu wahren Freifunk-Hochburgen geworden, erklärte Mischorr.

Weniger gut vernetzt ist hingegen die Landeshauptstadt. In Magdeburg sind 18 Hotspots freigeschaltet. Darüber hinaus bietet das lokale Telekommunikationsunternehmen zeitlich begrenzt kostenfreie WLAN-Nutzung an. Ein flächendeckendes Angebot entsteht so noch nicht.

„Alles, was mit der Verwaltung zusammenhängt, ist sehr zäh“, sagte Michel Vorsprach vom Freifunk Magdeburg. Die Initiative hat 2014 angefangen, ein frei zugängliches Netz aufzubauen. Mittlerweile sind schon mehr als 260 Freifunk-Router über die Stadt verteilt. Bislang war die Stadt mit Hinweis auf die Störerhaftung bei einer Zusammenarbeit mit den nichtkommerziellen Freifunkern eher zögerlich. „Inzwischen hat es ein erstes Gespräch zwischen Oberbürgermeister Lutz Trümper und Initiatoren von Freifunk in Magdeburg gegeben“, teilte eine Sprecherin mit.

Auch die Stadt Halle erhofft sich viel von WLAN für alle. „An zentralen Plätzen im Internet surfen zu können, steigert die Attraktivität von Halle“, sagte die Leiterin des Dienstleistungszentrums Wirtschaft und Wissenschaft, Petra Sachse. Davon würden Einwohner, Unternehmer und Touristen gleichermaßen profitieren.

Bislang gibt es in der Saalestadt 39 Hotspots. Nun will die Stadt ebenfalls eine lokale Freifunk-Initiative unterstützen. Allerdings ist „ein schnelles Breitbandnetz Teil einer modernen Infrastruktur und Voraussetzung dafür, dass WLAN-Netze entstehen können“.

Doch es gibt auch andere Möglichkeiten. „In der Stadt Dessau-Roßlau wurde bereits im Jahr 2014 damit begonnen, Partner für ein öffentliches WLAN-Netz zu gewinnen“, sagte ein Sprecher. Im Boot sind die Wohnungsbaugesellschaft und die Stadtwerke. Mit Unterstützung durch Fördermittel wurde im Jahr 2015 in der Dessauer Innenstadt ein WLAN-Netz mit kostenfreiem Zugang aufgebaut. Nach einer gerade positiv verlaufenen Testphase soll das Netz im kommenden Jahr erweitert werden.

Etwas langsamer läuft es in der Altmark an. In Stendal gibt es WLAN-Hotspots nur als Einzelangebote von Personen oder Unternehmen, die nicht vernetzt sind, teilte ein Sprecher mit. „Die meisten sind noch kostenpflichtig und nur mit Passwort zugänglich.“ Allerdings werde dort gerade ein Freifunk-Verein durch Bürger gegründet. Die Stadt hat bereits beschlossen, dafür Standorte für Router oder Antennen sowie Stromanschlüsse zur Verfügung zu stellen.

Bisher hat vor allem die unsichere Rechtslage in Deutschland verhindert, dass ein flächendeckendes freies WLAN-Netz entstehen konnte. Wegen der sogenannten Störerhaftung wird der Inhaber des Internetanschlusses zur Rechenschaft gezogen, wenn Dritte über seinen Zugang zum Beispiel illegal Daten oder Dateien aus dem Netz herunterladen. Diese Regelung soll bald abgeschafft werden.