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Freiwilligendienst Bezahlung schreckt ab

Zu einem Bundesfreiwilligendienst sind viele junge Menschen in Sachsen-Anhalt bereit. Und auch Geflüchtete werden gebraucht.

07.07.2017, 07:32

Magdeburg/Halle (dpa) l Freiwillig im Krankenhaus mithelfen oder auf einem Hof mit anpacken: Freiwilligendienste sind bei Menschen in Sachsen-Anhalt gefragt. Die Zahlen liegen seit Jahren auf hohem Niveau, beim Bundesfreiwilligendienst (BFD) waren es Ende Mai knapp 2100. Auch in kulturellen Einrichtungen wie Stadtteilzentren oder Filmprojekten könne man sich nach der Schule orientieren oder eine Auszeit von Universität oder Beruf nehmen, sagte Alexander Feist, Referent für den BFD bei der AWO Sachsen-Anhalt.

Interessierte haben noch weitere Möglichkeiten: Sie können bis zum 27. Lebensjahr ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) sowie auch ein Jahr im politischen oder kulturellen Bereich machen. Während der zwölf Monate wird ein Taschengeld gezahlt. Junge Menschen können den Dienst über eine Partnerorganisation auch im Ausland absolvieren. "Viele machen das zur Orientierung", sagte Feist. Manche wüssten nach der Schule nicht, was sie machen sollten und wollten sich nach dem Jahr entscheiden. Andere nutzten das Engagement, um es sich als Praxiszeit vor einer Erzieherausbildung oder einer Ausbildung in der medizinischen Pflege anrechnen zu lassen. 80 junge Menschen haben im vergangenen Zyklus ein FSJ beim Landesjugendwerk der AWO geleistet. Zum Schuljahresbeginn werden die Stellen meist neu besetzt, so Feist.

Im Zyklus 2015/2016 haben 1666 Freiwillige bei den Partnern des Bundesarbeitskreises FSJ mitgearbeitet. Die Gesamtzahl der Freiwilligen dürfte noch höher liegen: Johanniter, Malteser und das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben sind nicht im Arbeitskreis vertreten. Anders als das dezentral organisierte FSJ/FÖJ wird der Bundesfreiwilligendienst zentral vom Bund verwaltet und finanziert. Vor sechs Jahren löste er den Zivildienst ab und kann von Männern und Frauen jeden Alters geleistet werden. "Der BFD wird gut angenommen", sagte Peter Schloßmacher vom Bundesamt.

Seit Dezember 2015 gibt es über den BFD außerdem zusätzliche Stellen in der Flüchtlingshilfe. In Sachsen-Anhalt wurden in diesem Rahmen bisher 226 Vereinbarungen mit Asylbewerbern und asylberechtigten Personen geschlossen, sagte Schloßmacher. Über den Dienst könnten sich Freiwillige gut integrieren. 361 weitere Menschen engagierten sich im BFD für Flüchtlinge. Das Programm ist befristet bis 2018.

Irmtraud Thees vom Hahnehof im Nationalpark Harz sucht derzeit noch einen Interessenten, der bei ihr den Ökologischen Bundesfreiwilligendienst leisten will. "Es mangelt nicht an der Bereitschaft, aber die Bezahlung schreckt viele ab", sagte sie. Für den Dienst müsse man hier aber mindestens 27 Jahre alt sein. Bei 40 Wochenstunden bekäme er allerdings nur etwa 375 Euro Taschengeld. Obwohl die Dienste unterschiedliche Namen haben, bemerken die Freiwilligen die Unterschiede kaum, sagte Feist vom Landesjugendwerk der AWO. "Sie sollen das machen, was sie interessiert", riet Feist.