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Freiwilligendienst Viele Bufdis haben Fluchterfahrung

Sachsen-Anhalt beschäftigt überdurchschnittlich viele Flüchtlinge im Bundesfreiwilligendienst. Ihre Sprachkenntnisse können hilfreich sein.

11.11.2016, 07:15

Magdeburg/Naumburg (dpa) l Hunderte Bundesfreiwillige in Sachsen-Anhalt arbeiten in Einrichtungen mit Flüchtlingen – viele von ihnen sind selbst neu in Deutschland. Aktuell seien 425 "Bufdis" in diesem speziellen Bereich eingesetzt, 35 Prozent von ihnen selbst Flüchtlinge, teilte das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben der Deutschen Presse-Agentur mit. Das seien etwas mehr als im bundesweiten Durchschnitt, wo der Anteil Geflüchteter an den rund 5500 Bundesfreiwilligen 33 Prozent betrage.

Rojin Abdalhalim ist eine von ihnen. Seit Februar 2016 arbeitet die 42 Jahre alte Syrerin im Kinder- und Jugendtreff Naumburg. "Es läuft sehr gut. Sie ist im Laufe der Zeit eine wichtige Bezugsperson für die Jugendlichen geworden", sagt der Hausleiter des Treffs, René Kügler. Besonders die Sprache sei ein wichtiger Punkt. Abdalhalim spreche Kurdisch und Arabisch und könne insofern häufig vermitteln sowie ankommende Familien bei Behördengängen begleiten. "Wir versuchen durch Förderungsanträge bei Ministerien und Stiftungen, eine Teilzeitstelle für sie zu errichten. Wir wollen sie unbedingt behalten."

Zuständig für die Einstellung und Vermittlung vieler Bundesfreiwilliger mit Flüchtlingsbezug in Sachsen-Anhalt ist Marcel Krumbholz von der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt. Er vermittelt sie nicht nur an andere Vereine, sondern hat selbst Erfahrung mit ihnen. "Seit Anfang November arbeitet ein 29-jähriger Syrer bei uns im hausinternen Verein Flüchtlingsrat", berichtet Krumbholz. Vormittags mache er seinen Integrationskurs, nachmittags helfe er als Sprachmittler und gehe mit anderen Geflüchteten zu Ämtern.

Krumbholz hat nach eigener Aussage in seiner Einrichtung nur gute Erfahrungen mit einst geflüchteten Bundesfreiwilligen gemacht, kennt aber auch andere Geschichten. "Manchmal ist die Sprachbarriere ein sehr großes Hindernis und die Freiwilligen brauchen gerade am Anfang noch sehr viel Anleitung." Nicht jeder Einsatzstellen-Verantwortliche spreche hinreichend Englisch, um sich mit Flüchtlingen ohne Deutschkenntnisse zu verständigen. 

Krumbholz zufolge besteht die Herausforderung des Bundesfreiwilligendienstes für Flüchtlinge darin, einerseits Hilfe zu leisten und andererseits noch genügend Zeit für persönlichen Belange wie Integrationskurse zu haben. "Ankommen geht eben nicht von heute auf morgen."

Insgesamt gab es im Oktober 2016 bundesweit 43.913 Bundesfreiwillige, in Sachsen-Anhalt waren es 2288. Seit dem 1. Dezember 2015 existiert der Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug; jährlich stellt der Bund dafür 50 Millionen Euro bereit.