Flüchtlinge Fremder Weihnachtszauber
Flüchtlingshelfer planen für Heiligabend nur vereinzelt Aktionen.
Magdeburg l Die Kinder in der Magdeburger Clearingstelle schmücken heute zum ersten Mal einen Weihnachtsbaum. In den Ländern, aus denen sie geflohen sind – Syrien, Afghanistan, Irak – kennt man diese Tradition nicht. „Es ist unsere Aufgabe, die Kinder und Jugendlichen mit unserer Kultur vertraut zu machen. Darum feiern wir Heiligabend mit ihnen so, wie wir es hier kennen“, erklärt Barbara Schmidt, Leiterin der Caritas-Einrichtung, in der zurzeit 16 minderjährige Flüchtlinge ohne Begleitung untergebracht sind.
Und so geht‘s später zum Krippenspiel, anschließend ist Bescherung, abends wird gemeinsam gegessen. „Wir haben vorher über das Fest gesprochen – genauso, wie wir auch über muslimische Feste reden.“
Auch in den Gemeinschaftsunterkünften in Altengrabow und Heyrothsberge im Jerichower Land wird Weihnachtsstimmung herbeigezaubert, allerdings in abgespeckter Version. René Ostheeren, Sozialarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, erzählt: „Wir haben eine Tanne aufgestellt. Außerdem verteilen wir Schoko-Weihnachtsmänner.“
Einige Kirchengemeinden im Land laden Flüchtlinge ein: Im Börde-Ort Weferlingen gibt es heute Morgen in der evangelischen Kirche eine Andacht für Flüchtlingsfamilien mit Kindern, Geschenke für die Kleinen inklusive. Und in Haldensleben veranstaltet die katholische Gemeinde am ersten Feiertag ein Weihnachtscafé. „Wir gucken einen Film über die Weihnachtsgeschichte“, kündigt Pfarrer Winfried Runge an. Außerdem wird gesungen. Die Feier richtet sich vor allem an die neun jungen Eriträer, die auf dem Gemeindegrundstück leben. Der Großteil von ihnen ist christlich geprägt.
Generell sind die meisten Flüchtlinge allerdings Muslime. Das ist auch der Grund, warum viele Helfer für die Feiertage nichts geplant haben. „Weihnachten hat mit der Religion dieser Menschen meist nichts zu tun“, sagt Marina Wölk vom Familienhaus Magdeburg. „Wir setzen eher auf lebenspraktische Hilfe. Statt einer Feier haben wir eine Kleiderspenden-Aktion gestartet.“
Waltraud Ulbrich, Ehrenamts-Koordinatorin bei der Zentralen Aufnahmestelle (Zast) in Halberstadt, sieht das ähnlich: „Besonders die Flüchtlinge in der Zast können mit Weihnachten nichts anfangen. Sie sind ja erst seit ein paar Tagen hier.“ Doch für die Kinder organisierten die Freiwilligen zumindest vorab trotzdem eine Weihnachtsfeier – mit Tiershow, Tänzern und kleinen Geschenken. 150 Knirpse und ihre Familien kamen. Auch in den anderen Teilen des Landes stellten Helfer im Advent Feiern für Kinder auf die Beine – ob in Stendal, Burg oder Staßfurt.
Corinna Köbele, Ehrenamtlerin in Kalbe (Milde), kann sich künftig noch eine weitere Form vorstellen, wie Flüchtlinge Weihnachten erleben. „Bei uns laufen im Moment Familienpatenschaften an. Vielleicht lädt ja nächstes Jahr jemand eine Flüchtlingsfamilie zu sich nach Hause ein.“