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Führerschein Kommt begleitetes Fahren ab 16?

Während die Politik sich für das begleitete Fahren mit 16 Jahren ausspricht, sehen Experten Probleme in der Alltagstauglichkeit.

Von Matthias Fricke 31.01.2020, 00:01

Magdeburg l Wenn Wolfgang Prescher, Chef des Fahrlehrerverbandes Sachsen-Anhalt, auf das begleitete Fahren mit 16 Jahren angesprochen wird, winkt er ab. „Persönlich halte ich das für wenig alltagstauglich.“ Gerade im Flächenland Sachsen-Anhalt sei Mobilität sehr wichtig. Prescher: „Deshalb nutzen viele lieber das Angebot des Mopedführerscheins mit 15 Jahren. Da können die Jugendlichen alleine fahren, ohne Eltern.“ Diese hätten oft ohnehin keine Zeit.

Der Punkt: Beim begleiteten Fahren dürfen sich Jugendliche, die vor ihrem 18. Geburtstag die Führerscheinprüfung bestanden haben, schon ans Steuer setzen – wenn ein Erwachsener dabei ist. Der Begleiter muss seit mindestens fünf Jahren ohne Unterbrechung einen Führerschein besitzen, darf nur einen Punkt in der Verkehrssünderkartei haben und mindestens 30 Jahre alt sein. Dieser muss im Vorfeld benannt und auch im Dokument eingetragen sein.

Der Fahrlehrer hält den Mopedführerschein mit 15 und den bisherigen Führerschein mit „begleiteten Fahren ab 17“ als praxisnahe Kombination. Ähnlich sieht es auch Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel (CDU): „Insofern wäre es derzeit gut, wenn noch mehr Länder den jetzt schon möglichen Mopedführerschein mit 15 endlich einführen würden.“

Bisher verzichten noch fast alle alten Bundesländer darauf. Ein Jugendlicher, der in Sachsen-Anhalt den Führerschein mit 15 erworben hat, darf damit zum Beispiel nicht nach Niedersachsen fahren. Er könnte zwar von Arkona nach Aue knattern, aber eben nicht in die westlichen Bundesländer – oder auch nicht von Brandenburg nach Berlin rein fahren.

Webel zeigt sich „auch dem begleiteten Fahren ab 16 aufgeschlossen“ gegenüber. Zumal das bisherige Modell schon ein Erfolg sei. „Das begleitete Fahren ab 17 hat sich auch in Sachsen-Anhalt zu einer der erfolgreichsten Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit entwickelt“, sagt Webels Sprecher Peter Mennicke. Im ersten Jahr ihres selbstständigen Fahrens waren 23 Prozent seltener an Verkehrsunfällen beteiligt, als Fahranfänger, die nicht an dem Programm teilgenommen haben.

In Sachsen-Anhalt nahmen jährlich an dem Programm „begleiteter Führerschein mit 17“ rund 5000 bis 6000 Jugendliche teil. Den „Mopedführerschein mit 15“ beantragen jährlich etwa 2000 Jugendliche.

Der Landtag Sachsen-Anhalts hat sich bereits am 23. November 2018 zu dem Modellvorhaben „begleitetes Fahren mit 16“ bekannt und einen entsprechenden Beschluss gefasst. Etwa einen Monat später wandte sich die Landesregierung an das Bundesverkehrsministerium, um mit Vertretern der EU-Kommission in Brüssel Gespräche zu führen. Denn für das Modell müsste die Führerscheinrichtlinie geändert werden. Darin ist aktuell noch das Mindestalter für Fahrer mit 17 Jahren angegeben. Laut EU sei eine Änderung in nächster Zeit nicht vorgesehen.

Dafür wäre ein sogenanntes Optionsmodell möglich. Das bedeutet, wenn auch andere Mitgliedsstaaten ein solches Modellprojekt unterstützen würden, könnte es eine Ausnahmeregelung geben. Selbst wenn diese erteilt wird, dürfte es bis zur Umsetzung noch eine Weile dauern. Beim begleiteten Führerschein mit 17, für den im Jahr 2005 eine Ermächtigung den Ländern erteilt wurde, hat es noch sechs Jahre gedauert bis in Sachsen-Anhalt dieses Modell dauerhaft umgesetzt wurde.

Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, erklärte am Rande des Verkehrsgerichtstages in Goslar: „Ich bin dafür, weil die Jugendlichen so in Begleitung noch längere Zeit Erfahrungen sammeln können.“ Man dürfe aber nicht glauben, dass damit alle Probleme gelöst werden.