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Schwere Schäden an benachbarten Gebäuden und geparkten Fahrzeugen Gasexplosion zerstört Wohnhaus vollständig - Bewohner tot aus den Trümmern geborgen

Von Thomas Drechsel 17.04.2012, 03:21

In Zerbst ist gestern früh ein älteres Mehrfamilienhaus durch eine Gasexplosion vollständig zerstört worden. Am Abend wurde ein Mann aus den Trümmern geborgen. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um den einzigen Bewohner des Hauses.

Zerbst l Gegen 2.40 Uhr erschütterte gestern eine gewaltige Detonation Zerbst (Landkreis Anhalt-Bitterfeld). Ein zweigeschossiges Mehrfamilienhaus stürzte in sich zusammen, nachdem offenbar ausströmendes Erdgas explodiert war. Auch ein hinter dem Gebäude befindliches Haus wurde durch die Detonation total zerstört.

Ein unmittelbar benachbartes eingeschossiges Wohn- und Geschäftshaus wurde verwüstet. Eine vierköpfige Familie ist obdachlos. Sie fand für die Nacht Unterschlupf bei Nachbarn.

An gegenüberliegenden Wohnblocks wurden die Verglasungen zerstört. Teilweise brachen die Fenster samt Rahmen heraus und fielen in die Räume. Vereinzelt wurde von leichten Schnittwunden berichtet, größere Verletzungen sind bislang nicht bekannt.

Etwa 20 an der Straße im Streubereich der Trümmer geparkte Fahrzeuge wurden zum Teil erheblich beschädigt.

In dem zerstörten Haus lebte sehr zurückgezogen ein 53-jähriger Mann. Es besteht Suizidverdacht. Rettungskräfte des Technischen Hilfswerkes, Personensuchhunde des DRK und Kräfte der freiwilligen Feuerwehren aus dem Raum Zerbst fanden gegen 17 Uhr einen Toten unter den Trümmern. Identität und Todesursache werden noch ermittelt.

Neben Reparaturen an Dächern und Fenstern liefen gestern auch statische Untersuchungen an benachbarten Gebäuden an. Das Ergebnis ist offen. Ferner wurden die angrenzenden Bereiche des Gymnasiums Francisceum bis zum Abschluss von Dachreparaturen gesperrt.

"Es war wie ein Erdbeben. Der Knall, danach der Staub und die herunterprasselnden Trümmer - schrecklich", berichtete Volksstimme-Zustellerin Waltraud Wieschke. 20 Sekunden vor der Explosion hatte sie direkt gegenüber Zeitungen zugestellt, war gerade um die Ecke gebogen, als es plötzlich fürchterlich krachte. Die Detonation riss Fenster aus den Angeln, die Druckwelle schleuderte Dachziegel in die Höhe, riss Rollläden aus den Schienen, Alarmanlagen an Fahrzeugen sprangen selbst am anderen Ende der Stadt an, wie Zerbster berichteten. Die Explosion war bis in vier Kilometer Entfernung wahrgenommen worden.

Gestern um 10.20 Uhr läuteten in Zerbst in Gedenken an die Opfer des 16. April 1945 die Kirchenglocken. Damals wurde Zerbst durch amerikanische Fliegerbomben völlig zerstört. Eine 81-Jährige aus der Unglücksstraße sagte gestern: "Das sieht fast so aus wie damals. Nur gut, dass es Nacht und niemand auf der Straße war."

Mehr Fotos unter www.volksstimme.de/explosion