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Geburten Babyklappen werden selten genutzt

Babyklappen können Leben retten. Einige Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt haben sie eingeführt. Genutzt werden sie kaum.

Von Annika Stock 31.05.2017, 01:01

Magdeburg l Sie ist nicht viel größer als ein Puppenbett und kann Leben retten: die Babyklappe im St. Marienstift in Magdeburg. Insgesamt gibt es vier dieser Einrichtungen in Sachsen-Anhalt. Die Klappe im St. Marienstift ist die einzige im Norden. Durch Babyklappen soll verhindert werden, das Eltern ihr ungewolltes Baby schutzlos dem sicheren Tod überlassen. Die Eltern können ihr Baby an diesen Orten anonym abgeben.

Allerdings wird diese Möglichkeit nur sehr selten genutzt: Im vergangenen Jahr wurden laut Zahlen des Landesverwaltungs-Amtes Sachsen-Anhalt nur zwei Babys in die Babyklappe gegeben, 2015 und 2014 war es jeweils nur ein Kind. Im Jahr 2013 wurden die meisten Babys abgegeben – insgesamt vier.

Seit 2006 gibt es die Babyklappe im katholischen St. Marienstift. „Bei uns werden in der Babyklappe pro Jahr geschätzt ein bis zwei Kinder abgegeben, das hat sich in der ganzen Zeit nicht geändert“, sagt Johannes Brumm, Pflegedirektor vom St. Marienstift. Er erklärt auch, wie die Abgabe funktioniert: Babyklappen befinden sich in der Regel an einer uneinsichtigen Stelle am Gebäude. Sie sind jedoch gut zu finden, da sie ausgeschildert sind. Sobald das Baby von der Mutter abgelegt wurde, hat diese zwei Minuten Zeit, um zu gehen. Dann verriegelt die Klappe automatisch und ein Alarm zeigt im Kreissaal dem Krankenhauspersonal an, dass die Klappe benutzt wurde. „Dann kümmern sich eine Kinderkrankenschwester und eine Hebamme um das abgegebene Baby.“ Die Vormundschaft für das Kind geht an das Jugendamt über. Im Städtischen Klinikum in Dessau werden noch weniger Babys abgegeben als in Magdeburg. „In 15 Jahren, seit dem das Babynest bei uns besteht, wurden vier Babys abgegeben“, erklärt Grit Hachmeister, Sprecherin des Klinikums. Einen möglichen Grund sieht Brumm vom St. Marienstift darin, dass die Babyklappen öffentlich kaum präsent sind. „Wir haben die Eröffnung nicht publiziert, wir wollen auch keine Werbung dafür machen“, sagt er.

Denkbar ist auch, dass durch anonyme Geburten in Kliniken die Zahl der Babys, die in Babyklappen abgegeben werden, zurückgegangen ist. Die Zahl dieser Geburten ist in den letzten vier Jahren angestiegen. Im Jahr 2012 waren es nur vier anonyme Geburten, danach steigerte sich die Zahl kontinuierlich. 2016 registrierten die Kliniken schon sieben anonyme Geburten.

Bei der anonymen Geburt muss die Mutter nach der Geburt im Krankenhaus keine Angaben zu ihrer Person hinterlassen. Anonyme Geburten sind ebenfalls im St. Marienstift in Magdeburg und auch in Halle, Dessau und Weißenfels möglich.

Trotzdem scheint die Babyklappe ihren Nutzen zu erfüllen. Denn die Opferzahlen von Kindern, die ausgesetzt wurden, ist gering. 2015 und 2016 wurden nach Angaben des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt keine Kinder ausgesetzt. In den Jahren 2013 und 2014 wurden jeweils zwei Kinder von ihren Eltern in Sachsen-Anhalt ausgesetzt.