1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Arbeitsagentur berät Häftlinge in Burg

Gefängnis Arbeitsagentur berät Häftlinge in Burg

Ein neues Beratungsangebot der Arbeitsagentur hilft Häftlingen der JVA Burg bei der Resozialisierung.

27.07.2018, 23:01

Burg (dpa) l Mehr als ein Dutzend Häftlinge des Gefängnisses in Burg haben bisher ein neues Beratungsangebot der Arbeitsagentur genutzt. Seit März wurden 15 Gefangene, die kurz vor der Entlassung stehen, direkt in den Räumen der Justizvollzugsanstalt (JVA) beraten, wie die Landesarbeitsagentur auf Anfrage mitteilte. Bei den Gesprächen ging es den Angaben zufolge vor allem um Leistungen zum Lebensunterhalt. Die schnelle Vermittlung in einen neuen Job habe bei den Häftlingen meist weniger im Vordergrund gestanden.

Trotzdem stehen die Berater nach Angaben der Arbeitsagentur bei den Gesprächen vor großen Herausforderungen. Da viele Häftlinge vor allem an Leistungen zum Lebensunterhalt interessiert seien, sei es häufig schwierig, den Fokus auf die Suche nach einem neuen Job zu lenken. Dazu kommt der Agentur zufolge, dass in vielen Fällen kein verwertbarer Berufsabschluss und oft noch nicht einmal ein Schulabschluss vorhanden ist. Da bislang noch keiner der beratenen Häftlinge entlassen wurde, lässt sich noch nicht sagen, wie oft es mit einer direkten Vermittlung in einen Job klappt.

Bislang waren solche Beratungsgespräche nur in den Räumen der Agentur möglich. Vor rund einem Jahr schlossen die Arbeitsagentur und die größte JVA des Landes in Burg eine Kooperation, um das Angebot auszuweiten. Ziel ist es, Häftlinge besser auf das "Leben danach" vorzubereiten. Nach intensiven Vorbereitungen und Planungen seien seit März Beratungen im Gefängnis möglich, hieß es. Das Angebot ist für Häftlinge freiwillig. Die Teilnehmer zeigten deshalb auch entsprechendes Interesse an den Gesprächen.

Das Justizministerium zeigte sich mit dem Start des Projekts zufrieden. Die ersten Erfahrungen seien durchweg positiv. Bislang war für die Beratung der Häftlinge ein begleiteter Ausgang nötig, um die Räume der Arbeitsagentur zu erreichen. Jetzt lasse sich dieser Teil der Vorbereitung auf die Haftentlassung wesentlich unkomplizierter organisieren. Die Vorbereitung soll nach Vorgaben des Justizministeriums spätestens ein Jahr vor der Entlassung beginnen. Das sei vor allem in Burg wichtig, weil dort alle Gefangenen mit längeren Freiheitsstrafen von mehr als zweieinhalb Jahren einsitzen.

Nach Angaben des Ministeriums sitzen derzeit rund 1550 Häftlinge in den vier Gefängnissen in Sachsen-Anhalt ein. Rund 65 Prozent der Insassen waren zuletzt in Beschäftigungs- und Bildungsmaßnahmen tätig. Einer wirtschaftlich ergiebigen Tätigkeit gingen rund 43 Prozent nach. In der JVA Burg gibt es unter anderem eine Tischlerei, eine Metallverarbeitung und eine Schneiderei.

Die Entlassung aus der Haft bedeutet für die Insassen häufig eine große Umstellung. Vom klaren Rhythmus im Gefängnis geht es hinaus in den Alltag mit allen Versuchungen und Problemen. Mit der gezielten und frühzeitigen Beratung soll auch Rückfällen vorgebeugt werden.