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Gefängnisentlassung Vorbereitung für Häftlinge auf "Leben danach"

Es wird gesagt, das schwierigste am Gefängnis sei der Tag der Entlassung. In Sachsen-Anhalt sollen Häftlinge besser vorbereitet werden.

02.08.2017, 15:21

Burg (dpa) l Häftlinge sollen in Sachsen-Anhalt künftig frühzeitig auf ihr Leben nach dem Knast vorbereitet werden. Sie sollen wissen, wo es eine Wohnung für sie gibt, welcher Arbeit sie nachgehen und welche Sozialleistungen sie in Anspruch nehmen können, sagte Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) am Mittwoch in Burg. Im Gefängnis dort unterzeichneten Vertreter von Land, Arbeitsverwaltung und Landkreisen, des Landesverbandes für Kriminalprävention und Resozialisierung und die Gefängnisleiter eine entsprechende Vereinbarung. Danach soll es erstmals möglich sein, dass die Agentur für Arbeit in den Haftanstalten berät.

Keding sagte, in der Jugendanstalt Raßnitz habe man mit dem Modell gute Erfahrungen gemacht. Nun werde es auf den Erwachsenenvollzug übertragen. Der Tag der Entlassung sei einer der schwierigsten für die Inhaftierten. Vom klaren Rhythmus im Gefängnis gehe es hinaus in den Alltag mit allen Versuchungen und Problemen. Das müsse gut vorbereitet werden. Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) sprach von "Hilfe aus einem Guss". Es gehe darum, Rückfälle zu vermeiden.

Ein wichtiger Aspekt sei der der Arbeit. Der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Kay Senius, sagte: "Wir bauen schon in der letzten Phase des Strafvollzugs Kontakte auf." Systematisch würden das Profil samt Qualifizierungsbedarf erfasst. Die beteiligten Behörden stimmten sich über die Zuständigkeiten ab. "Wir wollen einen schnellen Übergang in den Arbeitsmarkt absichern", sagte Senius. Derzeit seien 18.700 Stellen im Land unbesetzt – ehemalige Häftlinge würden auch da gebraucht. "Das ist eine Personengruppe, die wir im Auge haben müssen", sagte Senius.

In Sachsen-Anhalt sitzen laut Justizministerium aktuell rund 1670 Menschen ein. In Burg etwa, dem größten Gefängnis, liege die Arbeitsquote innerhalb der Mauern bei 65 Prozent. Dort gibt es etwa eine Tischlerei, eine Metallverarbeitung und eine Schneiderei. Ein Teil der Häftlinge arbeite nicht aus Alters-, Gesundheits- oder Sicherheitsgründen. Es gibt nach Angaben des Gefängnispersonals aber auch 5 bis 10 Prozent Arbeitsverweigerer, die trotz Arbeitspflicht und Sanktionen nicht tätig würden. Eine zusätzliche Herausforderung für das Personal in den Gefängnissen ist laut den Angaben des Justizministeriums auch, dass mehr und mehr Inhaftierte drogen- und alkoholabhängig sind. Ihr Anteil liege inzwischen bei 65 Prozent.