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Gerichtsprozess Sohn gesteht Tötung seiner Mutter

Ein psychisch kranker tötet seine Mutter. Die Tat scheint das Ende eines schwierigen Mutter-Sohn-Verhältnisses zu sein.

08.09.2015, 12:48

Magdeburg (dpa/sa) – Ein Stoß, eine Rangelei im Wasser und ein Schlag mit einem großen Stein: Im April kommt im Zillierbach in Wernigerode eine 72-Jährige ums Leben. Ihr Sohn hat sie attackiert und getötet – das hat der 48-Jährige am Dienstag vor dem Magdeburger Landgericht zugegeben. Der Mann ist psychisch krank. In dem Sicherungsverfahren wegen Totschlags muss die Kammer um den Vorsitzenden Dirk Sternberg deshalb klären, ob der geborene Zeitzer für die Tat in ein Gefängnis oder dauerhaft in die Psychiatrie kommt. Die Anklage hält ihn für schuldunfähig. "Ich bin schon schwer krank", sagte der 48-Jährige auf Nachfrage. "Ich habe einfach Angst."

Laut Oberstaatsanwältin Eva Vogel soll der Angeklagte am 28. April dieses Jahres in Wernigerode umher geirrt sein, nachdem er zuvor das örtliche Krankenhaus auf eigenen Wunsch verlassen hatte. Als er am Abend auf seine Mutter getroffen sei, die ihn inzwischen als vermisst gemeldet und gesucht hatte, habe sie ihn zur Rückkehr in die gemeinsame Wohnung nach Elbingerode bewegen wollen. "Ich wollte nicht nach Hause. Ich wollte ins Betreute Wohnen. Es ist besser, unter Kranken zu sein", sagte der Mann, der regelmäßig Psychopharmaka nehmen muss.

Vogel zufolge gerieten Mutter und Sohn daraufhin in Streit. Er habe sie eine vier Meter tiefe Böschung hinabgestoßen und sei selbst hinuntergestürzt. In dem Bach sei es dann zu einer wilden Rangelei gekommen, in deren Folge der Mann der Rentnerin einen etwa 25 Zentimeter großen Stein gegen den Kopf geschlagen haben soll. "Die Frau stürzte mit schweren Gesichts- und Kopfverletzungen bäuchlings ins Wasser", sagte die Oberstaatsanwältin.

Laut eines Rechtsmediziners ertrank die 72-Jährige in dem nicht einmal kniehohen Wasser. Ihr Sohn wurde kurz darauf durchnässt und verwirrt von Polizisten aufgegriffen. Die Leiche wurde erst am nächsten Morgen von einem Spaziergänger mit Hund gefunden. Der Angeklagte brach während seines Geständnisses in Tränen aus. Nicht immer gelang es ihm, seine Angaben zu ordnen oder auf Fragen zu antworten. "Sie ist gestürzt und lag dann da. Ich konnte keinen Arzt rufen, weil ich das Handy ins Wasser geschmissen hatte." Er berichtete von seinem Leben und zeichnete ein diffiziles Bild des wohl von "Übermutterung"? geprägten Mutter-Sohn-Verhältnisses. Er sagte: "Mutter war der wichtigste Mensch." Eine Nachbarin äußerte sich so: "Er war ein kleines Kind für sie. Sie hat übertrieben."

Als die Nachbarin die später Getötete am Tatabend nach Wernigerode gefahren habe und auf den Angeklagten getroffen sei, habe sie sich "wie im Horrorfilm" gefühlt. "Das war nicht er. Das war voll Psycho." Aktuell ist der Vater einer Tochter seit dem 30. April im Psychiatrie-Landeskrankenhaus in Uchtspringe untergebracht. Einem Gutachter zufolge wurde bei ihm vor etwa 15 Jahren eine wahnhafte Psychose und eine Schizophrenie diagnostiziert. Aggressionen hätten sich schon zuvor gegen die überfürsorgliche Mutter gerichtet.