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Geschlechterfragen Linke mahnt: Gleichstellung ist unvollendet

In Sachsen-Anhalt sind Frauen oft nicht gleichgestellt. Sie haben trotz besserer Abschlüsse geringere Aufstiegsmöglichkeiten als Männer.

Von Janette Beck 17.07.2018, 21:44

Magdeburg l Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung sind gerade einmal zehn Prozent der Frauen im Alter bis 40 Jahre in Deutschland der Auffassung, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern vollumfassend umgesetzt wurde. Für die Linke in Sachsen-Anhalt, die Gleichstellung als ihr „Kernthema“ bezeichnet, ist das Ergebnis der Studie Wasser auf die Mühlen. Mit einer Großen Anfrage an die Landesregierung „zur Lebenssituation der Frauen und Mädchen im Land“ legte die Oppositionspartei den Finger in die Wunde. Am Freitag nun wurden im Landtag die umfangreichen Antworten auf die Anfrage der Linken vorgestellt – gebündelt auf über 1200 Seiten.

Anhand der dargestellten Daten werde deutlich, wie groß in vielen gesellschaftlichen Bereichen die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern ist, erklärte Thomas Lippmann, Fraktionsvorsitzender der Linken. Er verwies auf Zahlen aus dem Bildungsbereich: Mädchen und Frauen schaffen in Sachsen-Anhalt mehr und bessere Abschlüsse als Jungen und Männer, in der beruflichen Karriere finden sie sich am Ende deutlich seltener in Top-Positionen wieder. Der Anteil von Frauen in der obersten Führungsebene in Sachsen-Anhalt betrage demnach nur 33 Prozent. „Das zeigt deutlich“, so der Bildungsexperte, „dass junge Frauen ihren Bildungsvorsprung im Berufsleben einbüßen. Ihre männlichen Kollegen ziehen im Raketentempo an ihnen vorbei, ohne dass das mit Leistung begründet ist.“

Eva von Angern, frauenpolitische Sprecherin der Linken, bezeichnet die Gleichstellung hierzulande als „ein noch unvollendetes Projekt“. Dazu reiche der Blick in den parlamentarischen Betrieb Sachsen-Anhalts: Von 87 Abgeordneten im Landtag sind nur 19 Frauen. „Mit einem Anteil von 20 Prozent sind wir im Bundesvergleich Schlusslicht“, so von Angern, deren Fraktion mit neun Frauen fast die Hälfte aller weiblichen Abgeordneten stellt.

Die Antworten der Landesregierung auf die Große Anfrage haben sie nur wenig überrascht, so von Angern. Vielmehr sehe die sich darin bestätigt, dass das im Grundgesetz verankerte Ziel der Gleichstellung von Mann und Frau in Sachsen-Anhalt in vielen Bereichen stagniert: „Bereits jetzt lässt sich feststellen, dass die Landesregierung mit ihrem Anspruch, 50 Prozent der Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, gescheitert ist.“

Mit Nachdruck forderten von Angern und Lippmann mehr Ermutigung und Unterstützung im Kampf um Gleichberechtigung: „Wir brauchen ein Parité-Gesetz – heißt, eine verbindliche Frauenquote in Parlamenten, Ämtern und Gremien.“ Und es müssten noch mehr Frauen den Sprung in die zweite Führungsebene schaffen, beispielsweise als Referatsleiterin oder Pro-Rektorin. Zudem fordert die Linke eine geschlechtergerechte Aufstellung des Haushalts. Von Angern: „Und wir sind der Meinung, dass Gleichstellungsbeauftragte in Sachsen-Anhalt weiterhin weiblich sein müssen.“ Zudem gelte es, die Istanbul-Konvention konsequent umzusetzen. Das am 1. Februar 2018 in Kraft getretene Übereinkommen enthält Verpflichtungen zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, zum Schutz der Opfer und zur Bestrafung der Täter.