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Gestorbene Kinder Eltern gedenken

Am zweiten Sonntag im Dezember wird weltweit an gestorbene Kinder erinnert. Auch in Sachsen-Anhalt sind Gedenkfeiern geplant.

Von Christiane Rasch 08.12.2016, 07:21

Magdeburg (dpa) l Für viele Eltern ist es das schlimmste Szenario: Wenn ihre Kinder vor ihnen aus dem Leben gehen. Am Sonntag – dem Gedenktag der gestorbenen Kindern – soll weltweit an sie erinnert werden. Feierlichkeiten sind auch in Sachsen-Anhalt geplant. Dort starben nach Angaben des Statistischen Landesamtes 2015 insgesamt 102 Kinder und Jugendliche im Alter von unter 18 Jahren.

Für die Hinterbliebenen sei der Verlust mit einem lebenslangen Trauerprozess verbunden, erläutert Katrin Hartig vom Verband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister Sachsen-Anhalt. An Tagen wie der Gedenkzeit werde nicht nur Eltern, sondern auch Familien und Freunden die Möglichkeit gegeben, den Tod des Kindes zu betrauern. "Dabei spielt die Todesart und das Alter des Kindes keine Rolle", sagt Hartig. Der Tag richte sich auch an Eltern, die Kinder im Erwachsenenalter verloren haben.

Eine Gedenkzeit wird es am Sonntag unter anderem im Familienhaus in Magdeburg geben. Laut Hartig werden Eltern dort zunächst Lieder und Gedichte vortragen, bevor sie die Namen ihrer Kinder vorlesen. "Manchmal ist das der einzige Ort, wo das noch passiert", sagt sie. Im Alltag gehe das manchmal unter. Anschließend säße man beieinander und teile Erinnerungen an die Verstorbenen. "Um 19 Uhr nach der Gedenkzeit stellen Eltern dann überall auf der Welt Kerzen in die Fenster", sagt Hartig. "So geht ein Lichterband um die Welt und verbindet."

Auch in Halle kommen Angehörige auf ähnliche Weise zusammen. Ab 17 Uhr leitet Seelsorger Reinhard Feuersträter eine Gedenkfeier in der Kapelle des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara. Seit elf Jahren wird dort stets am zweiten Sonntag im Dezember der toten Kindern gedacht. Die Zahl der Trauernden ist laut Feuersträter in jedem Jahr gestiegen – zuletzt kamen rund 120.

Zur Gedenkfeier in der Kapelle sind in besonderer Weise Trauernde eingeladen, die ihr Kind durch eine Fehl- oder Totgeburt verloren haben. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes gab es in Sachsen-Anhalt im Jahr 2015 64 Kinder, die vor oder während der Geburt starben – und noch bevor ihre Eltern sie zum ersten Mal im Arm halten konnten. Laut Feuersträter sei es für die betroffenen Eltern wichtig zu merken, dass sie mit ihrem Schicksal nicht allein sind. "Bei der Gedenkfeier finden sie den so wichtigen Ort und die Zeit für ihre Trauer", sagt der Seelsorger.

Ein Ort der Trauer sei für Angehörige zudem das Grabfeld auf dem Südfriedhof in Halle. Dort bestattet das Krankenhaus seit Mitte der 90er Jahre sogenannte Sternenkinder. Das sind Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt mit einem Gewicht von weniger als 500 Gramm sterben. Laut Gesetz fallen sie nicht unter die Bestattungspflicht. In zahlreichen Städten Sachsen-Anhalts, darunter Halle, Aschersleben und Quedlinburg, werden sie auf Wunsch der Eltern dennoch gemeinschaftlich beerdigt.

"Die Bestattung ist zwar ein wesentlicher Punkt in der Trauerarbeit, aber keineswegs ein Abschluss", sagt Feuersträter. In den meisten Fällen sei weitere Trauerarbeit nötig. Speziell für Eltern von Sternenkindern wolle er demnächst eine Trauergruppe anbieten.