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Getreidetag Bauern ernten hohe Erträge und Qualitäten

Landwirte der Region trafen sich beim Bernburger Qualitätsgetreidetag. Thema war der übervolle Weltmarkt.

Von Harald Lütkemeier 15.09.2016, 05:51

Strenzfeld l Mehr als 70 interessierte Getreideanbauer waren trotz laufender Herbstbestellung in die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) Sachsen- Anhalt gekommen, um Informationen zur Qualität und Vermarktung der aktuellen Getreideernte sowie Empfehlungen zur Sortenwahl der anstehenden Aussaat des Wintergetreides zu erhalten. Die Landwirte nahmen sehr aufmerksam die hochaktuellen Themenbereiche wahr, führten eine rege Diskussion und tauschten Erfahrungen aus. Hans Ulrich von Wulffen (LLG) betonte in seiner Begrüßung die überwiegend guten Durchschnittserträge trotz der fehlenden Niederschläge besonders im April und Mai.

In Sachsen-Anhalt wurden 78,8 Dezitonnen pro Hektar Wintergerste und 82,4 Dezitonnen pro Hektar Winterweizen im Durchschnitt geerntet (vorläufiges Ergebnis), die Differenzierung ist regional groß. Die meisten Bauern sind mit den Qualitäten von Getreide und dem Ölgehalt beim Raps zufrieden.

Bernhard Chilla, Agravis Raiffeisen AG Hannover, verwies auf die diesjährigen guten Getreideernten in den USA, Kanada, Russland und der Ukraine. Die Getreideproduktion erfolgte stärker als die Nachfrage, der Welthandel gewinnt weiter an Bedeutung, neben Risiken bestehen auch Chancen. Besonders Deutschland bleibt wettbewerbsfähig, die Handelsströme bei Weizen werden vor allem durch die erreichten guten Qualitäten wachsen.

Der Zeitpunkt der Vermarktung ist sehr wichtig, Vorverträge und die geschaffenen Lagerkapazitäten der Betriebe sind in der Regel für einen günstigen Preis vorteilhaft. Eine große Nachfrage besteht bei Futtergetreide, aktives Handeln der Getreidebauern ist gefragt.

Gerhard Hartmann (LLFG) betonte die genaue Sortenkenntnis und richtige Wahl bei der vorhandenen Vielfalt als sehr entscheidend für die Ertragsstabilität. Die Ergebnisse der mehrjährigen Landessortenversuche vermitteln den Landwirten wertvolle Hinweise. Im Vordergrund sollten Ertragserwartungen, Standort- und Anbauverhältnis im Betrieb, Saatzeit, Fruchtfolgegestaltung, Winter-/Standfestigkeit, Fusariumanfälligkeit und Reifezeitpunkt stehen. Die Fortschritte in der Winterweizen/-gerstenforschung seien annähernd gleich, so Hartmann.

Er empfahl den Landwirten, zur Risikominimierung auf eine Sortenvielfalt im Betrieb zu setzen, der Ertrag ist nicht alles. „Man muss um die Stärken und Schwächen wissen“, so Hartmann. In Sachsen-Anhalt werden überwiegend hochwertige Qualitäts-Winterweizensorten angebaut, die sehr gute Vermahlungs- und Backqualitäten aufweisen. Eliteweizen (E-Weizen) mit besonders hohen Anforderungen an Eiweißgehalt und Qualität werden auch exportiert (Benelux oder Italien).

Am Schluss nach Beiträgen zu Backqualitäten und Züchtung des Winterweizens berichtete Arlette Ostermeyer-Wiethaup, Landwirtschaftsbetrieb Ostermeyer, Calbe, recht eindrucksvoll über Erfahrungen mit der Qualitätsgetreideproduktion in ihrem Betrieb. Sie überzeugte die Zuhörer mit erreichten hohen Getreideerträgen und besonderen Qualitäten, nicht zuletzt durch die aufgezeigte gute fachliche Praxis (pfluglose Bodenbearbeitung, Unterfußdüngung) zur Ertragssicherung auch bei extremen Wetterbedingungen sowie mit solider Vermarktungsstrategie-Verkauf über das ganze Jahr (Vorkontrakte, Ernte, Einlagerung).

Die benannten Optimierungspotenziale, in der Kosten-Nutzen-Relation, Fruchtartendiversität, Precisionsfarming, Aussaat und Pflanzenschutz zeigen großes betriebswirtschaftliches Engagement. Fazit des Qualitätsgetreidetages: Hohe Erträge und gute Qualitäten sowie deren Vermarktung bedürfen hoher Fachkenntnisse, praxisbezogener Beratung und wohldurchdachter Risikostreuung. Das Interesse und Engagement der Landwirte zur Umsetzung neuer Erkenntnisse ist groß, Verantwortung stets aufs Neue zu übernehmen.