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Großeinsatz Supersonntag in Magdeburg

"Stars for free" und das FCM-Pokalspiel sorgen am Sonntag für einen Ausnahmezustand in Magdeburg. 1300 Polizisten werden im Einsatz sein.

Von Holger Manigk 19.08.2016, 01:01

Magdeburg l Wer am Sonntag in die Magdeburger Innenstadt will, sollte viel Zeit mitbringen. Rund 50 000 Menschen strömen nahezu zeitgleich in den Stadtpark zu „Stars for free“ und zum Stadion. Grundsätzlich wird dabei empfohlen: Die mit den Auto anreisenden Fußballfans sollten über den Osten der Stadt anreisen und dort die Parkplätze nutzen. Den Konzert-Gästen stehen Parkhäuser und Plätze mit Shuttle-Verkehr im Westen der Stadt zur Verfügung.

Bei beiden Veranstaltungen gibt es verschärfte Sicherheits-kontrollen. Hintergrund sind die Anschläge in Ansbach und Würzburg, bzw. der Amoklauf in München. „Darüber hinaus gehende konkrete Warnungen oder Ähnliches gibt es für diesen Tag aber nicht“, sagte am Donnerstag Einsatzleiter Tom-Oliver Langhans von der Polizeidirektion Nord.

Beim Pokalspiel 1. FC Magdeburg gegen Eintracht Frankfurt (Beginn 15.30 Uhr) handelt sich um ein Spiel mit erhöhten Sicherheitsrisiko. Erwartet werden 24.400 Zuschauer, 300 Restkarten (Stand Donnerstag-nachmittag) gibt es noch im Volksstimme-Servicecenter.

Sicherheitsbeauftragter Matthias Kahl vom FCM: „Die Sicherheitsvorkehrungen werden sich an dem französischen EM-Standard anlehnen.“ 460 Ordner plus 50 Ordner der Gäste sollen im Einsatz sein. Bereits ab Freitag 18 Uhr bewachen Sicherheitskräfte das Stadion. Ab dann sollen schon die Vorbereitungen laufen. Ein Abschlusstraining der Mannschaft am Sonnabend in der Arena wird es deshalb nicht geben.

Der Verein organisiert zudem Sprengstoffsuchhunde, um diese im Vorfeld durch alle Blöcke und Anlagen schnüffeln zu lassen. Kahl: „Auch die Einlasskontrollen planen wir entschieden höher ein.“ So sind erstmals grundsätzlich Taschen und Rucksäcke im Stadion nicht erlaubt. Eine Ausnahme sind Taschen oder kleine City-Rucksäcke, die eine Größe von 25 mal 25 Zentimetern nicht überschreiten. „Für den Notfall haben wir Schließfächer, wo zu große Taschen untergebracht werden können. Innerhalb der Arena ist außerdem Alkohol verboten.

Die Polizei kann das Gefahrenpotenzial des Spiels nach Aussagen von Einsatzleiter Tom-Oliver Langhans nur schwer einordnen, da es bisher noch keinen sportlichen Begegnungen zwischen den Mannschaften gab. Allerdings haben beide ihre „Risiko-Fans“. Auf der Magdeburger Seite sind es 550 zuzüglich bis zu 50 erwarteten Problemfans vom BFC Dynamo und bis zu 50 von Eintracht Braunschweig. Langhans: „Ein Fanmarsch ist zwar nicht angemeldet, ausschließen können wir ihn aber nicht.“

Für Frankfurter Fans wurden 2300 Karten verkauft. 550 Risikofans erwartet die Polizei vom Main. Darunter auch einige aus dem Fan-Lager von Chemie Leipzig. Sie sollen mit einem Sonderzug (700 Personen) aus Frankfurt anreisen und bis zum Bahn-Haltepunkt Herrenkrug fahren. Von dort begleitet die Polizei diese Fans gegen Mittag zum Bahnhof. Weitere 750 Frankfurter reisen mit 15 Großbussen an.

Die Polizei wird, um Ausschreitungen zu vermeiden, Unterstützung von Hundertschaften unter anderem aus Brandenburg, Berlin, Thüringen, Sachsen und Hessen erhalten. Zur Verfügung stehen auch fünf Wasserwerfer, eine Reitereinheit und Spezialhunde. Die Bundespolizei begleitet die Fußballfans im Zug und soll mit rund 300 Beamten für Sicherheit auf dem Bahnhof Herrenkrug sorgen. Die Polizei wird am Sonntag zusätzlich über ihren Twitter-Account @PolizeiPDNord informieren.

Das Freiluftkonzert „Stars for free“ im Stadtpark ab 14 Uhr: Rund 25.000 Karten sind über das Radio oder Sponsoren vergeben worden. „Diese sind auch nicht mehr erhältlich“, erklärt Mit-Veranstalter André Gierke von Radio Brocken. Erwartet werden Stars wie Nena (99 Luftballons), Sarah Connor (From Sarah with love), Gestört aber Geil und Felix Jaehn. „Eine Eintrittskarte ist diesmal die Bedingung auch für Kinder, um rein zu kommen“, sagt Gierke. Strenge Sicherheitskontrollen der Taschen gibt es auch dort. Nur kleine Damenhandtaschen und City-Rucksäcke sind erlaubt. Anders als beim FCM gibt es im Stadtpark keine Möglichkeiten, zu große Taschen wegzuschließen. Gierke: „Solche Gäste können wir leider nicht hineinlassen.“

Erlaubt sind an eigenen Getränken nur eine 0,5-Liter-PET-Flaschen (Kunstoff) pro Besucher. Die Veranstalter rechnen aus der Erfahrung der vergangenen Jahre damit, dass etwa 50 Prozent mit dem Auto anreisen werden. Ein weiteres Viertel der Gäste komme direkt aus Magdeburg und Umgebung und ein weiteres Viertel soll mit der Bahn anreisen. „Wir haben Karten in ganz Sachsen-Anhalt verteilt“, so der Radio-Brockensprecher. Die Stars selbst sind übrigens meist bereits in den Hotels untergebracht. Zwei bis drei von ihnen werden auch einen besonderen Shuttle-Service per Luft nutzen. Zwischen Herrenkrug und Veranstaltungsgelände fliegt ein Hubschrauber und bringt die Stars zum Stadtpark. Wer dies nutzen wird, will Gierke aber nicht sagen.

Der Stadtpark ist für den Autoverkehr gesperrt. Nur die Shuttlebusse haben eine Sondergenehmigung. An den Parkplätzen bzw. Parkhäusern in der Innenstadt (Grafik) stehen im Zehn-Minuten-Takt kostenlose Busse zur Verfügung. Die Parkhäuser Allee Center und Ulrichshaus öffnen am Sonntag und stehen für einen Tagespreis von drei Euro zur Verfügung. Polizei-Einsatzleiter Tom-Oliver Langhans: „Wir haben auch für die Verkehrsregulierung extra unsere Einsatzkräfte verstärkt.“

Aus technischen Gründen sei eine angepasste Steuerung der Ampelanlagen aber nicht möglich. „Wir sind da leider in der Diskussion mit der Stadt Magdeburg stecken geblieben“, sagte der Einsatzleiter. Empfehlenswert für die Fußballfans sei der öffentliche Nahverkehr. Die Magdeburger Verkehrsbetriebe wollen Sonderbahnen einsetzen. Die Eintrittskarte gilt drei Stunden vor und nach dem Spiel als Fahrschein.

Der Deutsche Fußballbund (DFB) blieb bei dem Termin für das Pokalspiel hart. „Wir haben zwar interveniert, aber leider war eine Verlegung aus logistischen Gründen nicht möglich“, sagt FCM-Sicherheitschef Kahl. Es gebe bundesweit 32 Pokalspiele binnen vier Tagen, an denen Verkehrsströme in ganz Deutschland hängen. „Außerdem ist auch das Fernsehen mit im Boot, das seine Planung hat“, so Kahl. Für ihn sei es verständlich. Deshalb müsse die Stadt ausnahmsweise mit dem Härtefall leben. Meinung