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Gutachten Ministerium droht mit Wirtschaftsprüfer

Bei Sachsen-Anhalts Investitions- und Marketinggesellschaft soll geprüft werden, ob Chef Thomas Einsfelder gegen Vergaberecht verstoßen hat.

Von Alexander Walter 05.03.2019, 00:01

Magdeburg l Eine Woche nach Bekanntwerden der Kritik von Mitarbeitern der Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG) an Geschäftsführer Thomas Einsfelder hat das Wirtschaftsministerium erste Konsequenzen gezogen.

Bei einem Krisengespräch am Montagabend entschied die Behördenleitung um Minister Armin Willingmann (SPD), das Thema am 28. März auf die Tagesordnung der IMG-Aufsichtsratsitzung zu setzen. Willingmann ist zugleich Chef des Gremiums. Wegen der Schwere der Vorwürfe erwäge die Behörde zudem, einen externen Wirtschaftsprüfer in IMG-Unterlagen schauen zu lassen, hieß es aus dem Ministerium. Für diese Woche plant Willingmann zudem Gespräche mit Einsfelder und den beiden Verfassern eines offenen Briefes, in dem die Kritik am IMG-Chef formuliert wurde.

In dem von 22 der 40 Mitarbeiter unterstützten Schreiben an Einsfelder und den Aufsichtsrat hatten die Autoren dem Geschäftsführer vorgeworfen, gegen Vergaberecht verstoßen und so Projekte gefährdet zu haben. Außerdem habe Einsfelder es an Wertschätzung gegenüber der Belegschaft fehlen lassen. Mitarbeiter seien eingeschüchtert und entgegen ihrer Expertise eingesetzt worden.

All dies führe zu Verunsicherung, Ausfallzeiten und Motivationsverlust. „Wir sind in großer Sorge um die Handlungsfähigkeit, das Ansehen und die Erfolgsbilanz der IMG sowie den Arbeitsplatz“, so die Autoren. Mit Bernd Lüdkemeier ist zumindest einer von ihnen kein Unbekannter. Lange Jahre war er Leiter der Landeszentrale für politische Bildung.

Mit Blick auf die im Januar gemeinsam mit Einsfelder angekündigte Neuausrichtung der IMG hin zu effektiverem Standortmarketing sagte Willingmann gestern: „Es ist allen Beteiligten klar, dass es um eine Umstrukturierung geht, die von allen Beteiligten hinreichend Sensibilität erfordert. Das gilt für die Beschäftigten und insbesondere für den Geschäftsführer“, betonte er.

Der Satz dürfte vor allem als Fingerzeig an Einsfelder zu verstehen sein. Heißt: Der Minister vermisst beim IMG-Chef möglicherweise die Bereitschaft zu Selbstkritik. Nach Bekanntwerden des Briefes hatte das Ministerium Einsfelder bereits vergangene Woche zu einer schriftlichen Stellungnahme bis Montag aufgefordert. Die Erklärung des IMG-Geschäftsführers sei bereits am Sonntagabend eingegangen, teile Sprecher Matthias Stoffregen am Montag mit.

Einsfelder hatte im August 2017 die Geschäftsführung der IMG übernommen. Der Volkswirt hat laut eigener Vita langjährige Erfahrungen in der Wirtschaftsförderung. Zuletzt war er bei der Industrie- und Handelskammer Rostock tätig, später im Auftrag des Landes Berlin. Auf seine Verpflichtung hatte das Wirtschaftsministerium große Hoffnungen gesetzt. Im Januar hatten der Geschäftsführer und Willingmann gemeinsam eine Profilschärfung für das Unternehmen eingeleitet. Anlass war auch Unzufriedenheit über die Arbeit der IMG im Parlament. Die Landestochter agiere bei der Werbung um Unternehmen und Touristen zu beliebig, hieß es etwa aus der CDU.

Neue Schwerpunkte sollten nach dem Umbau beim Standortmarketing in Hightech-Branchen wie Chemie oder Medizintechnik liegen. Das Budget der IMG wurde eigens für die Umbaupläne um 550.000 Euro auf 6,35 Millionen Euro aufgestockt, die Zahl der Mitarbeiter um drei auf 40 erhöht. Gleichzeitig sollte die IMG einen Teil des Tourismusmarketings abtreten.

Nur Großthemen wie Bauhaus sollten bei der Landestochter verbleiben. Die Kleinarbeit vor Ort soll verstärkt der Landestourismusverband übernehmen. Dessen Budget wurde dafür auf 600.000 Euro erhöht.

Kommentar "Imageschaden für Sachsen-Anhalt" zum Thema.