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Handball-WM Magdeburg bläst zur Torejagd

Die Getec-Arena rollt den weltbesten Frauen-Handballteams den Teppich aus. Kommt Deutschland ins Magdeburger Viertelfinale?

Von Janette Beck 30.11.2017, 00:01

Magdeburg l Für Kerstin Richter, Chefin des lokalen Organisations-Komitees, könnte der Tag im Moment 36 Stunden haben. Oder zumindest vier Hände und vier Augen täten der 53-Jährigen gut. Dann könnte sie zumindest die Flut an Mails, die während des WM-Countdowns täglich in ihrem Postfach aufploppen, bewältigen. „So an die 40 werden es schon sein. Und egal ob vom DHB, Hotel, Catering oder der IHF – jede ist natürlich ganz wichtig und sollte möglichst sofort beantwortet werden“, meint die Magdeburgerin augenzwinkernd.

Doch weil die Organisation einer Handball-Weltmeisterschaft kein Wunschkonzert ist, sondern harte und obendrein ehrenamtliche Arbeit, „muss ich da halt durch, hilft ja nichts. Aber ehrlich gesagt, bin ich auch ganz froh, wenn alles vorbei ist“, erklärt Richter angesichts der finalen Vorbereitungen auf die zehn WM-Spiele in Magdeburg. Doch sie tröstet sich damit, dass sie nicht alleine ist: „Zum Glück habe ich fleißige Helfer im Org-Komitee an meiner Seite - allen voran André Willms, mein Stellvertreter. Und auch die vielen Mitstreiter und Volunteers sind echt rührig.“ Alle wollen eigentlich nur eines, so die früher selbst aktive Oberliga-Handballerin: „Magdeburg will ein würdiger WM-Gastgeber sein. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das hinkriegen. Wir sind auf dem guten Weg dahin.“

Was lange währt, muss einfach gut werden. Schließlich begannen die ersten Vorbereitungen auf das „Heimspiel“, das vom 1. bis 17. Dezember in sechs verschiedenen Orten stattfindet, bereits vor zwei Jahren. Nachdem feststand, dass Magdeburg zum zweiten Mal nach dem „Wintermärchen“ der Männer 2007 Gastgeber einer WM wird, konstituierte sich das zehnköpfige Organisations-Komitee.

Ihm war es vorbehalten, die Weichen zur Ausrichtung von zehn Spielen (President‘s Cup mit vier Begegnungen sowie vier Achtel- und zwei Viertelfinals) zu stellen. Und das unter den Argusaugen des Weltverbandes IHF, der ein 19-seitiges Handbuch voller Anforderungen und Sonderwünsche für die 23. Frauen-WM in Deutschland zusammengestellt hat. Die Umsetzung sei alles andere als „simply wunderbar!“ gewesen, gesteht Richter in Anlehnung an das offizielle WM-Motto. „Einfach würde den hohen Ansprüchen wohl kaum gerecht werden.“ Und so sind die zwölf Teams mit einer Delegationsstärke von je 30 Personen luxuriös im Maritim untergebracht. Die Herren von der IHF und dem DHB sowie die VIPs logieren im Raatswage-Hotel.

Im Oktober 2016 und noch einmal zwei Monate vor dem morgigen WM-Auftakt (Deutschland trifft um 19  Uhr auf Kamerun) nahm eine Delegation von Vertretern der IHF und des Deutschen Handball-Bundes vor Ort alles unter die Lupe: „Bei den Abnahmen gab es keinerlei Beanstandungen. Wir erfüllen alle Anforderungen, obwohl sie viel höher sind als noch bei der WM 2007“, berichtet die Org-Chefin nicht ohne Stolz.

Bei ihr laufen derzeit alle Fäden zusammen – vom Ticketing und Technik über Sicherheit, Volunteers und Hotel bis hin zu Transport und Verlegung des Hallenbodens. Letzterer kommt übrigens aus Oldenburg, wo die Gruppe C ihre Vorrunde spielt. Am Abend des 7. Dezembers findet der Abbau statt, tags darauf um 4 Uhr morgens wird der blaue Kunststoff in der Getec-Arena neu verlegt. Der ultimative Testlauf erfolgt am 9. Dezember. Dann findet um 21.30 Uhr ein Testspiel von Nachwuchs-Handballerinnen statt. „Ich hoffe mal, dass dann alles reibungslos über die Runden geht. Aber das wird schon“, hat Kerstin Richter (noch) die Ruhe weg.

„Mit etwas Sorge“ verfolgt sie indes den Ticketverkauf. Im Schnitt 3000 Zuschauer pro Session (je zwei Spiele im Block) sind ein ehrgeiziges Ziel. Verkaufsschlager ist laut Richter das vermeintliche Achtelfinale mit deutscher Beteiligung am 10. Dezember: „Da sind wir bei 2500 verkauften Tickets. Aber ich setze darauf, dass unsere Frauen einen Super-Start hinlegen und sich die Magdeburger vom WM-Fieber mitreißen lassen.“ Eine volle Getec-Arena hätten sicher nicht nur die Ladies verdient, sondern auch Richter & Co.