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Handelskammer Wirtschaft in Sachsen-Anhalt brummt

Sachsen-Anhalts Industrie- und Handelskammern (IHK) sind rundum zufrieden mit dem derzeitigen Zustand der Wirtschaft im Land.

Von Michael Bock 01.02.2018, 00:01

Magdeburg l Der Präsident der IHK Magdeburg, Klaus Olbricht, sagte gestern bei einem Pressegespräch in Magdeburg: „Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt ist in einer sehr guten Verfassung – und das auf einem bisher unerreichten Niveau.“ Im vergangenen Jahr hätten erstmals alle Branchen am Aufschwung teilgehabt, sagte er. „Insbesondere die Industrie nahm deutlich Fahrt auf.“

Bereits in der vorigen Woche hatte Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) erklärt: „Die Wirtschaft brummt so laut wie seit Jahren nicht mehr.“

Der Blick nach vorn fällt „zurückhaltend optimistisch“ aus. „Es bestehen weiter konjunkturelle Risiken“, sagte Olbricht. Dazu zählt er den sich verschärfenden Fachkräftemangel, steigende Arbeitskosten und die Auswirkungen der Energiewende. Größte Herausforderung für die Wirtschaft bleibt die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern. „Gerade die derzeit boomenden Branchen wie das Bau- und Verkehrsgewerbe sind mit dieser Situation besonders konfrontiert“, sagte Magdeburgs IHK-Präsident. Die Auswirkungen seien immens: Aufträge könnten nicht angenommen, ausscheidende Mitarbeiter nicht schnell genug ersetzt werden.

Olbricht forderte, Länder wie die Ukraine und Kuba noch stärker in den Fokus zu nehmen, um Fachkräfte anzuwerben. Eine neue Bundesregierung müsse sich zudem um ein Einwanderungsgesetz kümmern.

Ein Problem für die Unternehmen sei auch der schleppende Breitbandausbau, sagte die Präsidentin der IHK Halle-Dessau, Carola Schaar. In Sachsen-Anhalt ist derzeit nur gut die Hälfte der Haushalte mit schnellem Internet von mindestens 50 Megabit versorgt. „Das ist der schlechteste Wert aller Bundesländer und ein großer Wettbewerbsnachteil für die regionalen Unternehmen“, sagte Schaar. „Wir brauchen mehr Tempo.“

Willingmann hatte vorige Woche eingeräumt, die Lage sei „nicht zufriedenstellend“. Er erwarte in diesem Jahr eine deutliche Steigerung. In den Breitbandausbau will das Land allein bis Ende 2020 rund 300 Millionen Euro stecken.

Unterstützung signalisierten die IHK-Präsidenten für die Initiative der ostdeutschen Ministerpräsidenten, die EU-Sanktionen gegen Russland infrage zu stellen. „Ich halte von diesen Sanktionen gar nichts“, bekräftigte Olbricht.

Er forderte zudem einen „zügigen und klagefreien Ausbau“ der Verkehrsinfrastruktur. Beispielhaft nannte er die Nordverlängerung der A 14 von Magdeburg nach Schwerin. Der Lückenschluss soll nach Angaben von Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) bis 2022 erfolgt sein. Olbricht nannte dieses Ziel „völlig unrealistisch“.

Laut Klaus Olbricht nähmen alle Branchen am Aufschwung der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt teil.

  • Industrie: Laut IHK hellte sich die konjunkturelle Situation im vorigen Jahr nach einem eher durchwachsenen Verlauf 2016 merklich auf. Ein Grund für die erfreulichen Stimmungswerte sei die „sehr gute Exportentwicklung“. Befürchtungen, dass der zunehmende Protektionismus in anderen Ländern die heimische Entwicklung gefährden könnte, hätten sich nicht bewahrheitet.
  • Baugewerbe: Das Baugewerbe übertraf der IHK zufolge 2017 die sehr guten Werte des Vorjahres. Basis des erfreulichen Geschäftsklimas seien die positiven Rahmenbedingungen (niedrige Zinsen, stabile Einkommen). Allerdings werde wegen des sich verschärfenden Fachkräftemangels „ein Erreichen der Kapazitätsgrenzen für die Unternehmen immer wahrscheinlicher“.
  • Handel: Einen „leichten konjunkturellen Aufwärtstrend“ erlebte 2017 der Handel. Grundlage waren steigende Einkommen und der weiterhin dynamische private Konsum.
  • Dienstleistungsgewerbe: Die IHK konstatiert für das vorige Jahr eine „stabile konjunkturelle Aufwärtsbewegung“.
  • Verkehrsgewerbe: Das Verkehrsgewerbe gewann der IHK zufolge 2017 „beachtlich an Dynamik“. „Die Stimmungswerte hellten deutlich auf und markieren einen neuen Höchstwert.“ Im Gegensatz dazu seien die Geschäftserwartungen „deutlich zurückhaltender“ ausgefallen. Als Hauptgrund dafür gilt der Fachkräfte-Engpass.

Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema von Michael Bock.