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Harz Feuerwehrleute am Limit

Im Harz wütet erneut ein großer Waldbrand. Schwerstarbeit für die Feuerwehr, denn die Brände sind nur schwer zugänglich.

Von Dennis Lotzmann 15.09.2016, 01:01

Halberstadt l In der Nacht zum Mittwoch brannte es in den Thekenbergen zwischen Halberstadt und Langenstein. Bis zu 200 Wehrmitglieder aus dem gesamten Harzkreis kämpften während der Nacht gegen die bis zu drei Meter hohen Flammen, die sich auf rund fünf Hektar Fläche ausgebreitet hatten. Das Großfeuer bei Halberstadt – es ist nach Börnecke und Wernigerode der dritte große Waldbrand binnen einer knappen Woche im Harz – hat die Wehren an ihre Grenzen gebracht. Nach dem nächtlichen Einsatz liefen den gesamten Tag über Nachlöscharbeiten, um in dem schwer zugänglichen Waldgebiet alle Glutnester zu finden.

Der Einsatz machte zugleich die extremen Schwierigkeiten bei der Bekämpfung von Waldbränden deutlich. „Wir mussten erst den Brandort lokalisieren und dann unsere gesamte Technik über etwa 800 Meter zu Fuß dorthin bringen“, berichtet Sebastian Petrusch von der Einsatzleitung. So galt es mehrere bis zu 200 Kilogramm schwere Tragkraftspritzen rund 40 Meter einen Berg hinauf zu tragen, um genügend Wasserdruck zu haben. Zudem pendelten sechs Löschfahrzeuge mit Wasser.

Von einer Materialschlacht und einem Einsatz, den er in 39 Jahren noch nicht erlebt habe, spricht auch Jörg Kelle von der Feuerwehr Halberstadt. Der 55-Jährige hat in den Nachtstunden mit Ingo Wetzel den Einsatz geleitet. Immer wieder mussten Wehrleute alarmiert werden, um erschöpfte Kameraden zu ersetzen. Ein Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes und ein Feuerwehrmann wurden leicht verletzt.

Drei Waldbrände binnen weniger Tage im Harz sind aus Sicht von Experten ein Indiz für den Klimawandel. Laut Deutschem Wetterdienst war es im ersten September-Drittel noch nie so lange am Stück so heiß und so trocken. Insbesondere Nadelwälder seien dann von Waldbränden gefährdet, so Andreas Goldschmidt vom Landes-Betreuungszentrum Wald in Halberstadt. Landesweit gebe es 1300 Kilometer speziell geeggte Wundstreifen, um die Brandausbreitung zu verhindern. Bei inzwischen landesweit 46 Waldbränden verbrannten 21 Hektar Wald.

Unterdessen fordert der innenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Rüdiger Erben, mit Blick auf immer häufigere Waldbrände eine bessere Vorbereitung auf deren Bekämpfung. Oft seien Waldwege in einem schlechten Zustand. Was die Halberstädter bestätigen: „Uns wäre schon geholfen, wenn alle vorhandenen Waldwege befahrbar wären“, so Jörg Kelle.