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Hautkrankheit Mehr Krätze-Fälle in Sachsen-Anhalt

Die Krätze ist auf dem Vormarsch in Sachsen-Anhalt. Mediziner rätseln über die Ursachen.

Von Alexander Walter 02.12.2017, 00:01

Magdeburg l Viele Jahre war es still geworden um die Krätze. Jetzt tritt die von Parasiten ausgelöste Krankheit wieder verstärkt auf. Winzige Milben bohren dabei Gänge in die Oberhaut von Infizierten, legen Kot und Eier ab. Das Immunsystem reagiert nach zwei bis sechs Wochen mit oft quälendem Juckreiz. Auf der Haut entstehen Ekzeme.

Das Uni-Klinikum Halle stellte die Diagnose in diesem Jahr 72 mal. 2015 gab es noch 44 Fälle – ein Anstieg um 63 Prozent. Auch die Uniklinik Magdeburg meldet einen „deutlichen Anstieg“, ebenso mehrere Landkreise. Im Salzlandkreis etwa gab es 2016 29 bekannte Erkrankungen, in diesem Jahr sind es 37 (plus 27 Prozent). Im Landkreis Stendal stieg die Zahl der Krätzeerkrankungen von 58 auf 72 (2016/2017).

Die Dunkelziffer könnte noch höher liegen, sagt Cord Sunderkötter, Dermatologe an der Uniklinik Halle und Mitautor eines Leitfadens zu der auch Skabies genannten Erkrankung. Denn: Gemeldet werden muss Skabies zwar von Institutionen wie Kitas oder Pflegeheimen, nicht aber von niedergelassenen Ärzten.

Bundesweit hat es seit 2014 immer wieder regionale Häufungen gegeben, zuletzt vor allem in Nordrhein-Westfalen. „Das holt uns jetzt ein“, sagt Sunderkötter. Bei der Ursachenforschung tappen die Mediziner weitgehend im Dunkeln. „Wir wissen nicht genau, wie es dazu kommt“, so der Dermatologe. 

Einen Zusammenhang mit der Zuwanderung von Flüchtlingen schließt Sunderkötter aus. Zwar sind Flüchtlinge laut Robert-Koch-Institut vermutlich häufiger infiziert als die deutsche Bevölkerung. Für eine Ansteckung braucht es aber engen Körperkontakt von wenigstens fünf bis zehn Minuten. Infektionsgefahr geht zudem vor allem von immungeschwächten Patienten aus. Generell ist die Ansteckungsgefahr dort besonders hoch, wo Menschen lange Zeit nahe zusammen sind – in Familien, Kitas oder Pflegeheimen.

Experten vermuten, dass sich die Krätze-Milben genetisch verändert haben könnten. Sunderkötter hält es außerdem für denkbar, dass bei Therapien gängige Medikamente nicht mehr so gut wirken wie früher. „Das ist aber nicht bewiesen“, betont er.

Die klassische Behandlungsmethode ist das Einreiben mit einer Creme. Seit 2016 gibt es zudem eine Tablette. Eine Ausbreitung könne damit erheblich reduziert werden, so das Gesundheitsministerium. Zur Vorbeugung empfiehlt die Behörde sorgfältige Hygiene.

    Informationen zur Krätze sind auch bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung abrufbar.