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Heizungsbauermeister startet mit Gründerprämie eigene Firma

Seit vier Jahren können Handwerksmeister einen Landeszuschuss bekommen, wenn sie sich selbstständig machen. Auch voriges Jahr gab es Dutzende Interessenten für die Meistergründungsprämie. Wie ist der Start in die Selbstständigkeit mitten in der Corona-Krise?

12.03.2021, 05:53
Klaus-Dietmar Gabbert
Klaus-Dietmar Gabbert dpa-Zentralbild

Magdeburg/Bernburg (dpa/sa) - Nach mehr als einem Jahrzehnt als angestellter Handwerker wollte Attila Papp etwas Grundlegendes ändern: Der junge Bernburger begann 2018 eine Meisterausbildung als Heizungsbauer mit dem festen Ziel, sich danach selbstständig zu machen. Mitten in der Corona-Krise, im November 2020, startete er sein eigenes kleines Unternehmen. Bereut habe er das seither nicht einen Tag, sagt der 33-Jährige. "Ich kann bei den Aufträgen von heute aus schon ein halbes Jahr nach vorne gucken."

Seine Branche sei durch die Corona-Maßnahmen nicht eingeschränkt und er habe im Gegenteil das Gefühl, dass besonders viel Arbeit anfalle. "Ich könnte mir vorstellen, dass es daran liegt, das viele zuhause sind und Zeit haben, sich um Kleinreparaturen oder die Wartung ihrer Heizungsanlage zu kümmern."

Attila Papp ist einer von 64 Handwerksmeistern, die voriges Jahr nicht nur entschieden, sich selbstständig zu machen, sondern zusätzlich auch einen Zuschuss des Landes Sachsen-Anhalt zu beantragen, die sogenannte Meistergründungsprämie. Gut 40 Prozent der Prämien gingen an frisch gebackene Unternehmer aus dem Baugewerbe, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte. Bei den Regionen war der Harz mit zehn Bewilligungen am stärksten vertreten.

Insgesamt ist die Nachfrage nach dem Programm im Corona-Jahr leicht zurückgegangen. 2019 bekamen 76 Männer und Frauen den Bonus, nachdem sie sich mit einem Meisterbrief selbstständig gemacht hatten.

Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) wertete die anhaltende Nachfrage dennoch als Erfolg des Programms, das es seit 2017 gibt. Die Prämie von 10 000 Euro können Meisterinnen und Meister bekommen, wenn sie ein Unternehmen gründen oder ein bestehendes übernehmen. Voraussetzung: Sie müssen selbst mindestens 15 000 Euro investieren. "Die anhaltend hohen Antragszahlen belegen das große Interesse der heimischen Handwerker an diesem erfolgreichen Förderinstrument."

Installateur und Heizungsbauer Papp hat seine Prämie komplett in einen Transporter gesteckt. "Ich bin zwar auch ein bisschen im Büro, aber das Geld verdiene ich vor allem damit, dass ich unterwegs bin." Für ihn war es kein Problem, die geforderte Investition nachzuweisen. "In unserem Beruf sind Werkzeuge sehr teuer, da kommen schnell einige tausend Euro zusammen." Die Beantragung sei relativ einfach gewesen und schnell gegangen. Kopfzerbrechen habe ihm der geforderte Businessplan bereitet, den er aber mit einer guten Beratung der Handwerkskammer habe erstellen können. "In der Meisterausbildung wurde das Thema nur angerissen."

Doch warum wollte er überhaupt seine eigene Firma gründen? Er habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, sagte Papp. 16 Jahre lang sei er als Angestellter unterwegs gewesen, viel auf Montage. Zuletzt habe er in Bremen und damit weit weg von seiner Heimat Bernburg gearbeitet, in der auch seine Partnerin lebte. "Die Arbeit war gut bezahlt, aber sie wurde gefühlt immer mehr und die Leute immer weniger", erzählt Papp. "Meine Intention war, als Selbstständiger ein bisschen flexibler zu sein, mir meine Zeit selbst einzuteilen."

Er habe gewusst, worauf er sich einlasse, denn seine beiden Eltern hätten ebenfalls jahrelange Erfahrung als Unternehmer, sagte Papp. So gründete er seine Firma in Bernburg, bisher als Ein-Mann-Betrieb. "Perspektivisch brauche ich Unterstützung", sagte Papp. "Aber es ist nicht nur schwer, Auszubildende zu finden, sondern auch Fachkräfte."

© dpa-infocom, dpa:210312-99-789458/3