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Hochschule Promi-Besuche und Zitterpartien

Die Hochschule Magdeburg-Stendal feiert am Mittwoch ihren 25. Geburtstag. In ihrer Geschichte hat sie schon so einiges erlebt.

Von Elisa Sowieja 25.10.2016, 07:28

Magdeburg/Stendal l Verglichen mit den Uni-Riesen der Republik ist die Hochschule Magdeburg-Stendal ein Lehranstältchen. Trotzdem hat sie schon die Aufmerksamkeit von Millionen Menschen erfahren. Im Jahr 2002, als „Dirty Harry“ gerade so gute Quoten hatte wie nie zuvor, landete sie in der „Harald Schmidt Show“. Und zwar in einem Beitrag über Dr. Udo Brömme – fiktiver CDU-Politiker und Nervtöter, gespielt von Komiker Ralf Kabelka. Brömme war nach Magdeburg gereist, um prominenten Besuch abzupassen: Kanzler Gerhard Schröder. Wenn der damalige Rektor Andreas Geiger heute davon erzählt, muss er lachen. „Als Schröder mit einem Elektroroller über den Campus kurvte, rief Brömme laut: ‚Wo bleiben die Inhalte?!‘“

Aus Geigers Sicht war dieser Tag einer der bedeutendsten in der Geschichte der Hochschule. Freilich nicht wegen Brömme. „Schröders Besuch war wichtig für die Außenwirkung.“ Genau wie der seiner Nachfolgerin – Merkel kam 2008.

Weniger medienwirksam, für ihn aber ähnlich bedeutend waren die Umzüge: An beiden Standorten lagen die Lehrräume in den ersten Jahren quer über die Stadt verteilt, in Stendal unterrichtete man sogar in einem Kino. Ab 1999 zogen die Magdeburger auf das einstige Militärgelände im Herrenkrug. Die Stendaler bezogen ihren neuen Campus zwei Jahre später. Endlich an beiden Orten eine Einheit.

Apropos Einheit: Als 2002 auf Empfehlung des Wissenschaftsrats die Fachhochschule in Stendal mit der in Magdeburg zusammengelegt wurde, um Kosten zu sparen, lief diese Zwangsheirat nicht gerade harmonisch ab, erzählt Geiger. „Den Prozess mussten wir gegen Widerstände durchführen.“

Als viel kritischer empfand er allerdings die Spardebatten des Landes, vor allem die von 2013. Schon in den Jahren zuvor hatte immer mal wieder einer der Standorte zur Diskussion gestanden. Nun aber war sogar eine Streichliste aus dem Wissenschaftsministerium an die Öffentlichkeit gelangt, auf der auch die Fachhochschule in Magdeburg stand. Nach landesweiten Studentenprotesten gegen die Kürzungspläne fielen diese dann jedoch deutlich milder aus als angedacht.

Neue Kürzungen befürchtet die heutige Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal, Anne Lequy, vorerst nicht. „Der Etat wurde durch die Bafög-Millionen gerade erst aufgestockt“, sagt sie und meint damit das Geld, das die Länder einsparen, weil der Bund das Bafög neuerdings allein schultert. Zudem habe man ihr zugesichert, dass in dieser Legislatur keine neue Strukturreform angeschoben werde.

Während der Wissenschaftsrat – das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland – zuletzt für die Hochschulen in Sachsen-Anhalt eine Konzentration auf Schwerpunkte empfahl, glaubt Lequy, dass gerade das breite Profil ihrer Einrichtung zur Zukunftssicherung beiträgt. Das Angebot reicht von Kindheitswissenschaften über Journalistik bis hin zu Maschinenbau. „Wir bieten fast alles an, das in der lokalen Wirtschaft benötigt wird.“ So könne man stets auf neue Bedarfe reagieren.

Trotzdem sieht sie noch einiges an Arbeit vor sich. So sollen die Studiengänge mehr miteinander vernetzt werden. Das passiert zum Beispiel, wenn die Wasserwirtschaftler in einem Projekt über die Versorgung in Siedlungen Kommilitonen aus der Sozialen Arbeit einbeziehen, die ihnen Daten zur Demografie zuarbeiten. Und dann schweben Lequy noch Veränderungen in einem Bereich vor, auf den sie wenig Einfluss hat: das Geld. Die Mittel vom Bund aus dem Hochschulpakt für zusätzliche Studienplätze hätte sie gern ohne Befristung. Und die Grundfinanzierung vom Land – 26,2 Millionen Euro im Jahr – müsste ihr zufolge aufgestockt werden. Auch, um als Arbeitgeber attraktiver zu sein.

Für ihren bisher wohl gefragtesten Lehrer muss die Hochschule übrigens nichts ausgeben: Ulrich Wickert. Der Ex-Tagesthemen-Moderator wurde 2004 Honorarprofessor. Der Kontakt kam über einen Dozenten zustande, der mit einem Mitarbeiter der Tages-themen-Redaktion befreundet war. Wickert war schon ein paarmal in Magdeburg, um ehrenamtlich Journalistik-Seminare und Buchlesungen abzuhalten.

Wie es aussieht, wird der prominente Dozent wohl auch im nächsten Vierteljahrhundert noch mal vorbeischauen. Wohl sogar schon in absehbarer Zeit. Anne Lequy hat da so etwas angedeutet.

Am Mittwoch feiert die Hochschule ihr Jubiläum mit einer Festveranstaltung. Unter den 400 Gästen wird auch Bundesbildungsministerin Johanna Wanka erwartet.