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Höhle der Löwen Selfies mit der Marmeladen-Köchin

Auch nach der Vox-Show „Höhle der Löwen“ ist die Harzer Malzaufstrich-Erfinderin noch erfolgreich. Manchmal gibt sie sogar Autogramme.

Von Elisa Sowieja 23.10.2017, 01:01

Bräunrode l Beim ersten Mal ging ihr noch die Pumpe. Zehn Minuten live im Fernsehen mit einem Moderator plaudern, ihm Eier- und Apfelkuchen beschmiert mit ihrem Aufstrich reichen. Nichts vergessen, nichts runterwerfen und immer schön lächeln. Inzwischen sind solche Teleshopping-Präsentationen für Steffi Tomljanovic ein Stück weit Routine. Allein in diesem Jahr stand sie beim Verkaufssender QVC schon dreimal vor der Kamera.

Die Auftritte verdankt die 57-Jährige aus Bräunrode Ralf Dümmel. Der Handelsunternehmer – Jahresumsatz: 250 Millionen Euro – stieg vor einem Jahr als Teilhaber in ihre Firma ein und hilft ihr seitdem nicht nur mit Geld, sondern auch mit Kontakten. In der Vox-Sendung „Höhle der Löwen“ präsentierte sie damals fünf finanzkräftigen Investoren Malzit, ihren malzigen Brotaufstrich gekocht aus einer Vorstufe von Bier. Dümmel war vom Auftritt der Harzerin hin und weg, bot 40.000 Euro für 30 Prozent ihrer Firma. Sie nahm mit zitternder Stimme an.

Die Investition zahlt sich für Steffi Tomljanovic bis heute aus, erzählt sie. Am deutlichsten zeigt sich das an den Verkaufszahlen: Brachte sie vor der „Höhle der Löwen“ noch 20.000 Gläser binnen eines Jahres an den Mann, waren es zuletzt 10.000 Stück in einem Monat. Dafür stehen täglich vier Mitarbeiter in der Küche. „Das Unternehmen ist jetzt wirtschaftlich“, sagt sie bescheiden.

Vorher war das sehr lange nicht so. Elf Jahre lang ackerte die gelernte Bankangestellte für ihr Produkt, ohne dass sie davon leben konnte. Auf dem Gelände der Schlosserei ihres Mannes baute sie in eine leere Halle eine Industrieküche ein. Dort kochte sie die ersten zwei Sorten; das Malzgebräu, das sie dafür brauchte, füllte ihr eine kleine Brauerei ab. Für die Gläser ließ sie Etiketten entwerfen, die sie einzeln aufklebte.

Mit den fertigen Gläsern tingelte sie dann über Messen und Märkte, sprach in Supermärkten vor, schrieb Unternehmen an. Die Einnahmen flossen gleich wieder in Investitionen. Steffi Tomljanovic fand zwar immer mehr Abnehmer, aber sie kam nur in Tippelschritten voran. „Ich sag` ja immer: Ohne meinen Mann wäre ich verhungert“, witzelt sie.

Inzwischen wird Malzit auf vielen Wegen vertrieben: via Teleshopping, einen Online-Handel, über sämtliche Karstadt-Häuser, einige Edeka- und Rewe-Filialen.

Seit April hat die Harzerin außerdem ein Lädchen auf dem Gelände der Schlosserei, in einer ehemaligen Staplergarage. Einmal klingeln, und Steffi Tomljanovic eilt vom Büro herüber. Zuvor verkaufte sie Besuchern ihren Aufstrich neben dem Schreibtisch. Ralf Dümmel ist über ihre Fortschritte noch immer auf dem Laufenden, erzählt sie, die beiden telefonieren ab und zu.

Auf ihrem Erfolg ruht sich die Harzerin nicht etwa aus. „Das Ganze ist kein Selbstläufer. Ich denke, die nächsten paar Jahre wird es noch brauchen, um Fuß zu fassen.“

Deshalb klappert die Unternehmerin nach wie vor Märkte und Messen ab. Allerdings läuft das jetzt anders als früher. „Sonst musste ich die Leute ansprechen, damit sie an den Stand kommen. Jetzt muss ich nur noch bedienen.“ Und öfter mal Fragen beantworten. Die meisten wollen so etwas wissen wie: Ist denn alles gestellt im Fernsehen? Oder: Sind die Löwen wirklich so nett?

Manchmal fragt sogar jemand nach einem Autogramm oder einem Selfie mit ihr. „Solche Erlebnisse sind schon irre.“ Das kann einem schnell zu Kopf steigen. Steffi Tomljanovic scheint dagegegen aber immun zu sein.

Auf die Frage, was sie sich seit der Show gegönnt hat, fällt ihr nur eines ein: ein ordentlicher Transporter. Damit sie zum Zucker-Holen nicht mehr zweimal fahren muss. Und sonst? Kein kleiner Luxus? „Ach, i wo. Es bleibt alles, wie es ist: ganz einfach.“

Alles andere wäre allerdings auch verwunderlich. Schließlich war es gerade ihre Bodenständigkeit, von der Dümmel damals so geschwärmt hatte.