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IMG Chef von Landestochter unter Beschuss

Mitarbeiter der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt kritisieren fehlenden Respekt von Geschäftsführer Thomas Einsfelder.

Von Alexander Walter 01.03.2019, 05:58

Magdeburg l Ein offener Brief von Mitarbeitern der landeseignenen Marketing- und Investitionsgesellschaft (IMG) sorgt für Aufsehen im Landtag. In dem Schreiben äußern zwei Autoren im Namen von 22 Mitarbeitern harsche Kritik an der Amtsführung von IMG-Geschäftsführer Thomas Einsfelder.

„Mit Bedauern müssen wir feststellen, dass sich ein Arbeitsklima (...) entwickelt hat, das von fehlendem Vertrauen, fehlender Wertschätzung (...) und fehlendem Respekt seitens des Geschäftsführers geprägt ist“, heißt es in dem Brief. Er ist außer an Einsfelder auch an den Aufsichtsrat adressiert. Dessen Vorsitzender ist Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD).

Die Unterstützer werfen Einsfelder Ad-hoc-Maßnahmen und ungeplante Projekte vor. Gesetzliche Fristen würden nicht eingehalten, Mitarbeiter entgegen ihrer Expertise eingesetzt. Die Verfasser schreiben von Einschüchterungsversuchen und Drohungen. Dies führe zu Verunsicherung, Ausfallzeiten und Motivationsverlust. „Wir sind in großer Sorge um die Handlungsfähigkeit, das Ansehen und die Erfolgsbilanz der IMG sowie den eigenen Arbeitsplatz“, so die Autoren. Mit Bernd Lüdkemeier ist einer von ihnen kein Unbekannter. Lange Jahre war er Leiter der Landeszentrale für politische Bildung. Auf Anfrage wollte sich Lüdkemeier nicht äußern.

Auf den Fluren des Landtags ist der Brief ein großes Thema. IMG-Mitarbeiter hätten von Redeverboten gegenüber Abgeordneten erzählt, berichteten Parlamentarier gestern. Mancher Beschäftigte habe gekündigt, um sich dem Druck Einsfelders zu entziehen. „Die Vorwürfe müssen umfassend aufgeklärt werden“, sagte Minister Willingmann. Einsfelder habe Gelegenheit erhalten, sich bis Montag schriftlich zu äußern. Abhängig vom Ergebnis sei anschließend ein moderiertes Gespräch aller Parteien denkbar.

Einsfelder führt die IMG seit August 2017. Der Volkswirt hat laut eigener Vita langjährige Erfahrungen in der Wirtschaftsförderung. Zuletzt war er bei der Industrie- und Handelskammer Rostock tätig, später im Auftrag des Berliner Senats. Einsfelder selbst wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. „Es handelt sich um eine interne Angelegenheit“, teilte eine Sprecherin mit. Erst im Januar hatten der Geschäftsführer und Willingmann eine Neuausrichtung der IMG mit den Schwerpunkten auf Förderung von Hochlohnunternehmen und Stärkung des Landesimages angekündigt.

Das Budget der IMG wurde dazu um 550.000 Euro auf 6,35 Millionen Euro aufgestockt, die Zahl der Mitarbeiter um drei auf 40 erhöht. Allerdings soll die IMG einen Teil des Tourismusmarketings künftig dem Landestourismusverband übergeben.

Zumindest einige Parlamentarier halten für denkbar, dass Einsfelder auch wegen der Umbaupläne im Tochterunternehmen des Landes auf Ablehnung stößt.