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Immobilien Baukredite im Osten am niedrigsten

Sachsen-Anhalter müssen für Immobilienkauf im Vergleich die niedrigsten Kredite aufnehmen. Sie sind die jüngsten Bauherren in Deutschland.

18.09.2017, 23:01

Magdeburg l Dank der niedrigen Zinsen sind Baufinanzierungen so gefragt wie nie. Doch nur in Sachsen-Anhalt und in Thüringen liegt die durchschnittliche Kreditsumme der Wohnungskäufer und Hausbauer unter 200.000 Euro. Hamburger nehmen mit 341.000 Euro fast doppelt so viel Fremdkapital in die Hand wie die Sachsen-Anhalter (173.000 Euro).

Die Immobilienkäufer zwischen Arendsee und Zeitz liegen deutlich unter dem Durchschnittswert im Osten (228.000 Euro). Bundesweit werden zum Erwerb einer Immobilie im Schnitt 258.000 Euro Schulden aufgenommen. Das geht aus den Daten des Finanzvermittlers Dr. Klein hervor, der Banken und Bauherren zusammenbringt. Verglichen wurden 74.000 Erstfinanzierungen.

Die Unterschiede lassen sich vor allem durch das Stadt-Land-Gefälle erklären. Während in den Metropolen wie Hamburg oder Berlin die Immobilienpreise kräftig steigen, kommen die Sachsen-Anhalter in vielen Gemeinden vergleichsweise günstig weg. „Doch auch innerhalb von Sachsen-Anhalt gibt es große Unterschiede bei den Bodenpreisen“, sagt die Magdeburger Finanzberaterin Monique Peinelt.

Die meisten Deutschen nutzen ihre Immobilie selbst (80 Prozent), die Sachsen-Anhalt liegen dabei sogar knapp über dem Schnitt (82,7 Prozent). In den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen ist der Anteil der Vermieter deutlich höher.

Dort entscheiden sich neun von zehn Käufern auch lieber für eine Wohnung als für einen Neubau. In Sachsen-Anhalt baute dagegen jeder Vierte Immobilienerwerber im Jahr 2016 selbst. „Diese Quote schwankt aber von Jahr zu Jahr und hängt ganz entscheidend davon ab, wie viele Grundstücke in den Städten und Gemeinden zur Verfügung stehen“, sagt Monique Peinelt.

Im Moment ist der Markt weitgehend abgegrast: In Magdeburg und im Umland sind derzeit nur sehr wenige Grundstücke zu haben. „Viele Gemeinden haben gar keine zusammenhängenden Gebiete mehr, in Barleben oder Niederndodeleben ist fast alles weg“, sagt die Baufinanzierungsexpertin.

Die Folge: In und um die Landeshauptstadt steigen die Bodenpreise rasant. In einem neuen Magdeburger Baugebiet werden für einen Quadratmeter bis zu 185 Euro verlangt – vor einem Jahr waren Grundstücke noch für 120 Euro pro Quadratmeter zu haben. In der Börde in Niederndodeleben gibt es Bauland für 92 Euro pro Quadratmeter. Je ländlicher es wird, desto geringer fallen die Preise aus: In Rogätz gibt es Grundstücke bereits für 35 bis 40 Euro pro Quadratmeter.

Auch die Bauweise verändert sich durch die steigenden Kosten. Aufgrund der kleiner werdenden Grundstücke um die Ballungszentren wird eher in die Höhe gebaut. „Auf dem Land sind dagegen Bungalows sehr gefragt“, sagt Monique Peinelt. Bei Bestandsimmobilien verläuft der Trend entgegengesetzt. „Bei Häusern, die 30 Kilometer von Magdeburg entfernt und sanierungsbedürftig sind, sind die Preise eher am Fallen.“

Insgesamt sind die Sachsen-Anhalter bundesweit die jüngsten Bauherren. Der Immobilienerwerb steht bereits mit durchschnittlich 38 Jahren an. Der Berliner können erst vier Jahre später zuschlagen. Dort muss das nötige Eigenkapital wegen der höheren Gesamtkosten länger zusammengespart werden.