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Altmarkdorf: Ortschaftsrat beschließt Unterschriftenaktion / Übergabe heute an Reiner Haseloff geplant Inseler erwarten vom Land eine schnelle Lösung für die Ex-Häftlinge

Von Volker Langner und Doreen Schulze 03.09.2011, 04:32

Im Altmarkdorf Insel rumort es. Dass dort zwei Ex-Häftlinge Mitte Juli Quartier bezogen, erregt die Gemüter. Das Gros der Einwohner fordert, dass die Männer, die wegen Vergewaltigung einsaßen, sofort aus dem Ort verschwinden. Das machten sie während einer Bürgerversammlung deutlich. Und nun noch einmal bei der Sitzung des Ortschaftsrates am Donnerstagabend.

Insel. "Wir wollen keine breite Diskussion. Wir wollen unsere Ruhe. Wir wollen eine schnelle Lösung", stellte Insels Ortsbürgermeister Alexander von Bismarck während der Sitzung des Ortschaftsrates klar, der im Döbbeliner Schloss tagte. Vor großem Publikum. Inseler und Bürger umliegender Orte wollten nämlich wissen, wie es mit den beiden Ex-Häftlingen weitergeht, die seit Mitte Juli im Dorf wohnen. Und die Einwohner machten deutlich, dass es für sie nur eine Lösung gibt: den Wegzug der Männer, die sie als Gefahr ansehen.

Das wollen sie auch mit einer Unterschriftenaktion dokumentieren, die der Rat am Donnerstag beschloss. Noch während der Sitzung füllten sich die Listen. Von Bismarck kündigte an, sie am heutigen Sonnabend Ministerpräsident Reiner Haseloff während eines Besuchs in Stendal zu übergeben.

Doch ob es die geforderte schnelle Lösung gibt, ist offen. Auch wenn das Justizministerium von Bismarck informierte, dass eine andere Wohnung für die beiden Männer (57 und 64 Jahre) zur Verfügung stehe, wie der Ortsbürgermeister der Volksstimme sagte. Und auch wenn Pfarrer Alfredo Rockstroh im intensiven Gespräch mit ihnen steht. Er wirke dabei auf sie ein, die Region zu verlassen, berichtete er.

"Ob sie gehen, ist ihre Sache"

Ob diese Bemühungen fruchten, vermochte ihr Bewährungshelfer indes nicht zu beurteilen. Auch er könne den Männern, die zuletzt im Breisgau in Sicherheitsverwahrung gesessen hatten und aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte freigekommen waren, lediglich Alternativen anbieten. "Ob sie gehen, ist ihre Sache", sagte er.

Wie er berichtete, hegen sie die Befürchtung, immer wieder auf der Flucht sein zu müssen. Zudem wies er auf das Recht der freien Wohnungswahl hin. Und handelte sich den Protest der Inseler ein. "Das sind nicht die gleichen Menschen wie wir", hielt von Bismarck unter Applaus entgegen. Zwar hätten sie ihre Strafe abgesessen; aber warum seien sie in Sicherheitsverwahrung genommen worden?, fragte er. Die Straftäter in einer "Nacht-und-Nebelaktion" nach Insel geholt zu haben, wertete von Bismarck als "Vertrauensmissbrauch gegenüber der Bevölkerung".

"Geordnete Form des Protestes"

Den Unmut der Bürger bekam am Donnerstag auch Olaf Wichmann zu spüren. Inseler wollten vom Leiter des Polizeireviers Stendal wissen, ob die Rund-um-die-Uhr-Präsenz der Polizei vor der Wohnung der Ex-Häftlinge aufrecht erhalten bleibt. Wichmann sagte, er dürfe das Vorgehen der Polizei nicht detailliert darlegen, versprach stattdessen: "Wir werden alles daransetzen, die Gefährdung der Bürger minimal zu halten." Grollen in der Café-Stube des Schlosses. Einwohner sprachen von "Geheimniskrämerei" und zogen Parallelen zur DDR-Volkspolizei.

Die Dorfbevölkerung bediene sich derzeit einer "geordneten Form des Protestes", erklärte von Bismarck. Er schloss aber nicht aus, dass jemand doch "mal ein Bier zu viel trinkt" und Steine geworfen würden, "wenn die Einwohner nicht gehört werden". Auch um so etwas zu vermeiden, müssten die "politisch Verantwortlichen" handeln und für eine schnelle Lösung sorgen. Und welche Lösung das aus ihrer Sicht nur sein kann, daran ließen die Inseler keinen Zweifel: der Wegzug der beiden ehemaligen Strafgefangenen aus ihrem Dorf.