1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Schneckentempo zum schnellen Netz

Digitale Schule Schneckentempo zum schnellen Netz

Gratis-Laptops für alle Lehrer - aber erst 48 von 950 Schulen in Sachsen-Anhalt mit Glasfaser-Anschluss.

Von Alexander Walter 22.09.2020, 20:40

Magdeburg l Bund und Länder drücken bei der Digitalisierung der Schulen aufs Tempo. Alle Lehrer sollen jetzt eigene Dienstlaptops erhalten. In Sachsen-Anhalt fehlt es vielen Schulen indes noch immer an Grundlegendem wie schnellem Internet. In der Sekundarschule Bismark in der Altmark warten sie darauf, dass die Digitalisierung endlich auch bei ihnen ankommt. Für 260 Schüler stehen in der Schule ganze zwei Computerkabinette zur Verfügung. „Eines davon ist veraltet“, sagt Leiterin Birgit Smirnow. Dank Eigeninitiative gibt es in einigen Räumen Laptops und Beamer. 8 von 13 Klassenräumen aber sind noch ohne solche Technik. Ein Glasfaserkabel liegt zwar vor der Tür. Schnelles Internet haben sie aber nicht. Es hapert am Anschluss.

So wie der Bismarker Schule geht es noch vielen im Land. Vor allem der Internet-Anschluss stockt: Laut Finanzministerium ist das Ziel, alle 950 Schulstandorte bis Ende 2021 an die superschnellen Glasfaserkabel des Landesdatennetzes anzubinden zwar „noch nicht gefährdet“. Allerdings liege die Fertigstellung auch nicht im Zeitplan.

48 Schulen sind demnach angeschlossen. An 237 Standorten laufen Bauarbeiten. Als Grund für Verzögerungen nannte das Ministerium lange Genehmigungszeiträume. Derzeit gebe es 285 offene Verfahren, durchschnittliche Bearbeitungszeit: 85 Tage. „Das ist unbefriedigend“, räumte Ministeriumssprecher Wolfgang Borchert ein.

Derzeit lote man mit Mitspielern, wie Kommunen, Landesstraßenbaubetrieb und Kampfmittelbeseitigungsdienst aus, wie es schneller gehen könnte.

Borchert betonte aber auch: „Neben Bayern ist Sachsen-Anhalt das einzige Bundesland, das beim flächendeckenden Gigabit-Anschluss diesen Weg wählt.“ Fast 57 Millionen Euro investiere das Land in das Vorhaben.

Auch andere Digitalisierungs-Projekte nehmen eher allmählich Fahrt auf, so der Bund-Länder-Pakt zur Digitalisierung der Schulen. Einrichtungen in Sachsen-Anhalt stehen daraus 123 Millionen Euro zur Verfügung, verwendbar etwa für Netzwerke, Server oder PC.

Um Geld zu erhalten, müssen die Schulen Konzepte einreichen. 162 Anträge mit einem Volumen von 25,8 Millionen Euro sind laut Bildungsministerium bislang eingegangen (Stand 17. September). 102 Anträge mit einem Fördervolumen von 16,6 Millionen Euro seien inzwischen bewilligt. Die Bildungsgewerkschaft GEW hält Konzepte für einen unnötigen Bremsschuh: „Absprachen zwischen Schulen, Schulträgern und Land reichen vollkommen aus“, so Landeschefin Eva Gerth.

Erst am Wochenende hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) rasche Fortschritte bei der Digitalisierung der Schulen angemahnt. Hintergrund ist die Schaffung von Alternativen zum Präsenzunterricht wegen der Corona-Pandemie. Bei einem Treffen hatten sich Bund und die Kultusminister am Montagabend auf Schritte geeinigt, die bisherige Initiativen ergänzen sollen:

  • So sollen die bundesweit 800.000 Lehrer noch 2020 eigene Dienstlaptops erhalten. Sachsen-Anhalt stünden dabei rund 13,75 Millionen Euro zu. Das würde für alle der rund 15.000 Lehrer an allgemeinbildenden Schulen reichen, hieß es.
  • Der Bund will sich zweitens mit 500 Millionen Euro an den Kosten für Ausbildung und Finanzierung von IT-Fachleuten beteiligen, die sich um die Technik an Schulen kümmern. Bislang übernehmen das oft Lehrer.
  • Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) will drittens eine Datenflatrate für Schüler. Für Bedürftige könnte das Angebot über das Bildungs- und Teilhabepaket sogar kostenlos sein.

Bildungsminister Marco Tullner (CDU) sagte: „Die Abstimmung mit der Bundeskanzlerin war ein wichtiger Schritt hin zu mehr Gemeinsamkeit.“ Wichtig sei nun, die Maßnahmen zügig auf die Straße zu bekommen. Als Basis brauche es die Breitbandanbindung der Schulen.