1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. IWH warnt wegen Corona-Folgen vor neuer Bankenkrise

IWH warnt wegen Corona-Folgen vor neuer Bankenkrise

06.07.2020, 12:10

Halle (dpa/sa) - Die Folgen der Corona-Pandemie könnten nach Einschätzung des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) auch den Bankensektor hart treffen. Es sei zu erwarten, dass zahlreiche Unternehmen wegen der aktuellen Wirtschaftskrise ihre Kredite nicht mehr bedienen könnten, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Analyse. "Selbst wenn es für die deutsche Wirtschaft sehr gut läuft, halten wir eine neue Bankenkrise für wahrscheinlich", kommentierte IWH-Präsident Reint Gropp.

Die Forscher gehen davon aus, dass selbst bei einer raschen Erholung der Wirtschaft Dutzende Banken (6 Prozent) wegen der Kreditausfälle selbst in Existenznot geraten könnten. Sollte die Wirtschaftsflaute länger andauern, könnte im schlimmsten Fall sogar mehr als jedes vierte Kreditinstitut in ernste Bedrängnis kommen.

Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken müssen den Forschern zufolge mit Kreditausfällen rechnen, weil sie Geld hauptsächlich an Firmen verliehen, die doppelt gefährdet sind. So hätten sie vor allem kleinere Unternehmen im Portfolio, die sowieso krisenanfälliger seien. Zum anderen kämen diese vorrangig aus Branchen wie Einzelhandel und Gastgewerbe, die besonders von den Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie betroffen waren.

Wann sich die negativen Effekte auf den Bankensektor zeigen, ist den Studienautoren zufolge noch offen. So sei davon auszugehen, dass Unternehmen eine Insolvenz hinauszögern. Bis Ende September sind die geltenden strengen Regeln zur Meldung einer Zahlungsunfähigkeit ausgesetzt. Banken könnten Problemkredite verschleiern, hieß es.

Wenn viele Kredite ausfallen, könnte die Kernkapitalquote vieler Banken so weit sinken, dass sie umstrukturiert, mit anderen Geldhäusern fusioniert werden oder ganz verschwinden. "In jedem Fall wäre es ihnen unmöglich, neue Kredite zu vergeben", hieß es weiter. Dann drohe eine neue Belastung für die Unternehmen. "Die Gefahr ist ziemlich hoch, dass eine Bankenkrise eine zweite Rezession auslöst", so Gropp. Der Staat müsse darüber nachdenken, wie sich die Kernkapitalquote der Banken stärken lasse. Eine Rettung von Banken mit Steuergeld hält das IWH nur für sinnvoll, wenn die Banken ihr Firmenkreditportfolio umbauen.

Fusionen und Schließungen von Geldhäusern im Zuge der Corona-Krise wären aus Sicht des IWH aber nicht per se schlecht: "Wir denken, dass eine Konsolidierung des deutschen Bankenmarktes, auf dem derzeit zu viele Institute um zu geringe Erträge buhlen, mittelfristig die Produktivität steigern und damit die Wirtschaft beleben wird."

Analyse des Instituts für Wirtschaftsforschung zu Auswirkungen der Corona-Krise auf den Bankensektor (englisch)