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Sachsen-Anhalt im Ländervergleich zuletzt auf Platz 15 / Land richtet Lerncamp für versetzungsgefährdete Pennäler ein Jeder zehnte Schüler hat nicht mal Hauptschulabschluss

Von Elisa Sowieja 19.02.2013, 02:16

Magdeburg l Den Hauptschulabschluss haben im vergangenen Jahr 11,3 Prozent der Schulabgänger nicht geschafft. Für sie gab es nur einen Förderschulabschluss oder das Abgangszeugnis einer Haupt- oder Sekundarschule. Zwar ist der Anteil seit 2011 um 0,8 Prozent gesunken. Doch im Vergleich mit den anderen Bundesländern rangierte Sachsen-Anhalt im jüngsten Bildungsbericht auf dem vorletzten Platz. Nur in Mecklenburg-Vorpommern lag die Quote darüber. Spitzenreiter war Baden-Württemberg.

Bei den Wiederholern - Sitzenbleiber und jene, die das Schuljahr etwa aus Krankheitsgründen freiwillig noch mal bestreiten - sieht es nicht so dramatisch aus. Im Schuljahr 2010/11 lag der Anteil bei 2,2 Prozent und somit nur knapp über dem Bundesdurchschnitt. Ein Jahr später sank sie sogar auf 2 Prozent.

Das Land arbeitet gegen die Abrecher- und Sitzenbleiberquote vor allem mit von der Europäischen Union geförderten Programmen. Neueste Offensive ist ein Lerncamp für Versetzungsgefährdete, das in den Winterferien erstmals lief.

"Offensichtlich fruchten die Anstrengungen der Lehrkräfte in den Schulen", sagt Hardy Peter Güssau, bildungspolitischer Sprecher der CDU, mit Blick auf den positiven Trend. "Doch vor allem der Anteil der Schulabbrecher ist eindeutig noch zu hoch. Umso mehr müssen wir uns alle - Politik, Wirtschaft, Handwerk , Schulen - anstrengen, jedem einen Platz in unserer Arbeitswelt zu geben."

"Dass es Handlungsbedarf gibt, steht außer Frage", sagt Corinna Reinecke von der SPD. "Doch wir haben bereits richtige Maßnahmen in die Wege geleitet. Ein Meilenstein ist die Schulsozialarbeit." Hierbei begleiten Sozialpädagogen mögliche Schulabbrecher und deren Familien. Reinecke spricht sich für die lückenlose Weiterführung aus.

Gleiches befürwortet auch Birke Bull (Die Linke). Die Hauptverantwortung sieht sie jedoch in den Schulen: "Sie sollten Konzepte vorlegen, wie sie das Lernklima verbessern wollen." Hilfreich bei der Entwicklung seien Lehrer-Hospitationen in Referenzschulen - jene, die mit gutem Beispiel vorangehen. Zudem müssten Lehrer an den Schulen qualifiziert werden.

Grünen-Politikerin Cornelia Lüddemann kritisiert: "Eine Quote von elf Prozent darf sich Sachsen-Anhalt nicht leisten, und ein reiches Land wie Deutschland erst recht nicht. Das Bundesland tut bereits einiges. Aber die Kinder müssen sich auch wohlfühlen." Damit das funktioniert, fordert sie mehr Ganztagsschulen und Neueinstellungen von Lehrern.