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Jürgen Mannke Ein später Rücktritt

Fast einen Monat dauerte es, bis Jürgen Mannke die Konsequenzen zog. Der Philologenchef hatte in einer Verbandsschrift gegen Flüchtlinge gehetzt.

Von Michael Bock 04.12.2015, 19:15

Magdeburg l Fast einen Monat dauerte es, bis Philologenchef Jürgen Mannke die Konsequenzen zog. Als er am Freitag auch auf der Hauptvorstandssitzung des Philologenverbandes kräftigen Gegenwind bekam, trat er mit sofortiger Wirkung zurück.

Anfang November war ein Artikel in der Verbandszeitschrift öffentlich geworden, in dem Mannke gemeinsam mit der stellvertretenden Vorsitzenden Iris Seltmann-Kuke gegen Flüchtlinge hetzte. Es sei „nur ganz natürlich, dass diese jungen, oft auch ungebildeten Männer auch ein Bedürfnis nach Sexualität haben“, schrieben sie. Vor dem Hintergrund ihrer Vorstellungen von der Rolle der Frau „in ihren muslimischen Kulturen“ bleibe die Frage, wie sie, „ohne mit den Normen unserer Gesellschaft in Konflikt zu geraten“ ihre Sexualität in Deutschland ausleben könnten. Mannke und Seltmann-Kuke warnten vor sexuellen Übergriffen auf Mädchen und Frauen.

Das löste bundesweit empörte Reaktionen hervor. Landespolitiker reagierten entsetzt. Auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) distanzierte sich: „Wir sind alle gut beraten, in dieser Zeit und zu diesem Thema keine Klischees und Vorurteile zu bedienen, sondern stattdessen mit Umsicht und Engagement unsere Aufgaben zu erfüllen, damit Integration gelingen kann.“

Angesichts des öffentlichen Drucks ruderte Mannke zurück. Er sehe „die Wortwahl einiger Passagen im Nachhinein als unglücklich und missverständlich gewählt“, sagte er. Zunächst hatte Mannke eine solche Distanzierung noch abgelehnt.

Mannke, der Schulleiter des Weißenfelser Goethegymnasiums ist, musste zum Rapport ins Kultusministerium. Danach sagte Staatssekretär Jan Hofmann (SPD), Mannke habe sich glaubhaft von seinem Text distanziert und empfinde Scham „für Formulierungen in dem Artikel und die dadurch ausgelöste Diskussion“. Mannke und Seltmann-Kuke erklärten, der Artikel habe auch dafür gesorgt, „dass wir von Leuten instrumentalisiert werden, deren ausländerfeindliche und undemokratische Haltung in keiner Weise unseren Überzeugungen entspricht. Davon distanzieren wir uns entschieden.“

Doch die Kritik riss nicht ab. Zuletzt forderten die SPD-Bundestagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt Mannkes Rücktritt.