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Berufswahl Einer, der auszog, das Spielen zu lernen

Welcher Beruf ist mein Traumberuf? Um das herauszufinden, hilft manchmal ein Freiwilliges Jahr zum Beispiel im Puppentheater Magdeburg.

Von Marcus Lahn 10.11.2015, 23:01

Magdeburg l Es ist ein Freitagvormittag im November, ein ungewöhnlich milder Tag. Im Café P. treffen wir uns mit Richard Barborka. Der 25-Jährige ist seit der Spielzeit 2014/2015 als Puppenspieler im Puppentheater aktiv. Dass er seine Brötchen später einmal im kreativen Bereich verdienen möchte, war für ihn schon länger klar: „Ich wollte Mediengestalter für Bild und Ton werden, wusste aber noch nicht so recht, ob es das auch ist. Über die Theatergruppe meiner Schule hatte ich schon Kontakt zum Puppentheater und auch zu den Spielern bekommen. Wir haben auch bei mehreren La Notte mitgespielt als Walk Acts“, erzählt Richard. Ein Kollege hatte damals schon ein FSJ im Puppentheater gemacht – Leonard Schubert, der nach seinem Studium nun auch am Puppentheater ist. „Durch unsere Auftritte hatten wir zudem Kontakt zu Studenten der Hochschule für Schauspielkunst ,Ernst Busch‘ in Berlin und so kam ich auf die Idee, dass das auch interessant für mich wäre“, so Richard.

Das FSJ im Bereich Regieassistenz gestaltete sich dann äußerst vielseitig: „Als Regieassistent muss man vor allem aufmerksam sein und dient als Schnittstelle zwischen der Regie und den einzelnen Gewerken insbesondere bei den Proben“, berichtet er weiter. Ein Zufall verhalf ihm dann im Grunde zu seinem Traumberuf. Beim Weihnachtsmärchen Heidi im Jahr 2008 fiel der Darsteller des Peter kurzfristig aus und Richard schlüpfte in diese Rolle.

Um den Berufswunsch des Puppenspielers in die Tat umzusetzen, bedurfte es des vierjährigen Studiums des Puppenspiels an der Hochschule in Berlin: „Zum Vorsprechen hatte ich mir damals schon eine eigene Puppe gebaut.“

Die Puppenspieler aus Magdeburg gaben ihm außerdem wertvolle Tipps zum Vorsprechen. „Letztendlich wurde ich dann ja auch angenommen“, berichtet der junge Puppenspieler begeistert.

Das Studium habe ihm dann eine große Vielfalt aus den Grundlagen des Schauspiels vermittelt und sowohl ein Gefühl für den eigenen Körper als auch für die Bühne und verschiedene Situationen entwickelt, so Richard. Nach dem Studium war ihm klar, dass er sein Handwerk auf jeden Fall in einem festen Ensemble weiter ausbauen und festigen möchte.

Als sich vor einigen Jahren dann ein Wechsel im Magdeburger Ensemble abzeichnete, war dies die ideale Gelegenheit, in die Heimat zurückzukehren: „Das Haus in Magdeburg bietet wirklich viele Freiräume in künstlerischer Sicht, die für die Verwirklichung neuer Ideen und Stücke ideal sind. Das Team arbeitet auf Augenhöhe und hier möchte man gemeinsam etwas erreichen.“

Dass Richard Barborka nun voll und ganz zum Ensemble gehört, merkt man letztlich auch an der Vielfalt der Stücke und der großen Begeisterung, die er für seinen Beruf aufbringt: „Der Reiz am Puppenspiel besteht darin, dass man in sämtliche Rollen schlüpfen und diese auf der Bühne zeigen kann“, sagt er.

Man gebe mit jedem Stück auch etwas von sich selbst preis und lerne sich so natürlich auch selbst besser kennen. „Puppen bieten uns die Möglichkeit zu hinterfragen, Parallelen zu finden und das ist doch das Spannende“, findet der 25-Jährige.