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Rolandgymnasium Flüchtlinge diskutieren mit

Was bedeutet die Flüchtlingskrise für Deutschland? Diese Frage beschäftigt auch Schüler am Burger Rolandgymnasium.

19.01.2016, 23:01

Burg l „Syrien wird nie wieder Frieden haben.“ Das meint Abdul Salam Nabhan. Er ist ein Flüchtling aus dem Staat in Vorderasien. Er wohnt zusammen mit seiner Landsfrau Reaal Kinziy in Biederitz und hat mit ihr zusammen eine Podiumsdiskussion im Burger Rolandgymnasium besucht. Die von Referendar Philpp Spengler und seinen Sozialkundekursen der elften Klassen organisierten Runde gaben sich Politiker aus Stadt, Landkreis und Land die Ehre. Kultusminister Stephan Dorgerloh, Landrat Steffen Burchhardt, Landtagsabgeordneter Matthias Graner (alle SPD), Landtagsabgeordneter Markus Kurze (CDU) und die Kommunalpolitiker Kerstin Auerbach (Die Linke) sowie Nils Rosenthal (Bündnis 90/Die Grünen) versuchten auf die Fragen der Schüler einzugehen.

Die angehenden Abiturienten entwickelten Thesen, die die beiden Moderatoren Darleen Domsgen und Luca Peters zur Diskussion stellten.

Gleich zu Beginn sollte es um die viel beachteten Obergrenzen für Flüchtlinge gehen. „Das ist eine Phantomdebatte“, stellte Kultusminister Dorgerloh sofort klar. Man müsse das Asylrecht beachten und die Zuwanderung insgesamt verringern. Damit meinte er die Fluchtursachen in den jeweiligen Ländern zu bekämpfen, damit sich die Menschen nicht erst auf die gefährliche Reise begeben müssen. Aber auch gehöre die Einwanderung besser organisiert. „So, wie es in vielen anderen Ländern auf dieser Welt auch der Fall ist“, betonte der studierte Theologe. Wenn das Asylverfahren der einzige und scheinbar beste Weg nach Deutschland sei, laufe etwas falsch. Gut ausgebildete Menschen aus anderen Ländern müssten auch andere Wege aufgezeichnet bekommen.

Bei Kriegsflüchtlingen gilt, dass sie erst einmal einen Aufenthaltstitel über drei Jahre bekommen. So auch die beiden Syrer, die in der ersten Reihe in der Aula des Rolandgymnasiums sitzen. Was aber ist in ein paar Jahren? Was in Syrien passiere, kann niemand vorhersagen. Doch die Frage der Schüler, ob man mit den gut ausgebildeten Menschen beispielsweise aus Syrien den deutschen Fachkräftemangel beheben könnte, sei „egoistisch“, sagte Matthias Graner deutlich. Schließlich seien es genau jene Menschen, die das Land in ein paar Jahren brauche, um wieder zu gesunden. „Sie sollen natürlich hier aufgenommen werden, aber wenn es in ihren Heimatländern wieder Frieden gibt, dann braucht man sie dort beim Wiederaufbau“, stellte der SPD-Mann unmissverständlich klar. Damit zeigte Graner bei dieser Thematik als einziger eine andere Sichtweise als seine Kollegen.

Für Aufsehen sorgte in den vergangenen Tagen die Silvesternacht von Köln. Auch CDU-Mann Markus Kurze mache sich Sorgen, weil von den Flüchtlingen die Mehrheit männlich und alleinstehend mit einer Bildung auf „Grundschulniveau“ sei. „Meine Frau hat im Dunkeln auf dem Parkplatz Angst“, gab er deutlich zu verstehen. Kerstin Auerbach hielt dagegen. „Als Frau habe ich mich auch in den Zeiten davor unsicher gefühlt“, warf die Kreistagsabgeordnete der Linken ein. Für sie sei es daher auch wichtig, nicht das Asylrecht zu verändern, wie es die Große Koalition in Berlin plant, „sondern das Sexualstrafrecht zu reformieren“. Für Nils Rosenthal gibt es auch „keinen Grund, das Asylrecht zu verschärfen“, betonte der Landtagskandidat von Bündnis 90/Die Grünen.

Die Schüler hat die Diskussion interessiert, immer wieder sprachen sie in leisem Ton untereinander. Doch die Meinung des einen oder anderen Politikers können sie nicht vertreten. „Als ich Herrn Kurze mit seinem Grundgesetz gesehen habe, konnte ich es kaum glauben“, sagte eine Schülerin nach der Veranstaltung. Das hätte er bereits mehrfach im Rolandgymnasium vorgeführt.

Insgesamt hätten die Politiker mehr auf die Fragen der Schüler eingehen sollen, sie mehr in die Diskussion holen sollen. „Sie haben oftmals ihre Reden gehalten, ohne die Frage wirklich zu beantworten“, warf ein Schüler ein. Aber das sei bei Politikern eben oft „normal“.