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Weltenbummlerin Von der Bootsmesse in die Karibik

Die gebürtige Stendalerin Iris Ullrich reist quer durch Südamerika. Nun wird das Geld knapp. Macht die Weltenbummlerin dennoch weiter?

Von Iris Ullrich 09.02.2016, 23:01

Stendal l Noch nie war ich dem Paradies so nah gewesen wie eines Abends in der Hängematte an einem brasilianischen Strand. Allerdings holte mich ein Blick auf meinen Kontostand schnell auf den Boden der Tatsachen zurück: Entweder ich fliege über Weihnachten heim, oder ich komme irgendwie an Geld.

Ohne groß nachzudenken, entschied ich mich für die zweite Option. Mittlerweile habe ich ein Gespür dafür entwickelt, interessante und vielversprechende Möglichkeiten an Gelegenheitsjobs in verschiedenen Ländern ausfindig zu machen.

So fand ich heraus, dass vom 5. bis 9. November 2015 in Fort Lauderdale, Florida, die größte Bootsmesse der Welt stattfinden sollte. Da in mir schon lange der Traum wütete, als Stewardess und Massagetherapeutin auf einer privaten Yacht zu arbeiten, recherchierte ich wie eine Verrückte, um herauszubekommen, wie ich diesen Traum denn verwirklichen könnte.

Wie bisher eigentlich alles war auch das nicht schwer, und so fand ich mich Mitte Oktober in Florida mit einem Visum für die USA wieder. Mit Glück im Gepäck konnte ich gleich ab der ersten Nacht auf einem amerikanischen Boot kostenlos übernachten – ich musste dem Besitzer nur ein wenig zur Hand gehen.

Das hieß im Klartext: Hier und da etwas saubermachen, ein bisschen streichen und eben helfen, wo es vonnöten war. Ich wohnte von da an im Yachthafen und musste so gut wie kein Geld ausgeben.

So weit, so gut. Ich habe eine Basis. Um den Stewardessjob zu bekommen, muss ich sechs Monate ausharren, heißt es, und ich kann noch nicht allzu viel erwarten. In den letzten Wochen habe ich sehr viele neue Leute kennengelernt, Unmengen an Visitenkarten und Lebensläufen verteilt und auch hier und da einen Tagesjob bekommen. Der bestand dann darin, Yachten entweder von innen oder von außen auf Hochglanz zu polieren – Sauberkeit in einer ganz neuen Dimension. Da lernt man sogar als ordentlich korrekte Deutsche noch gehörig dazu. Wehe, im Innenraum sind noch Fingerabdrücke oder Staubkörnchen zu sehen.

Von außen werden die Boote (ich spreche hier von Yachten mit mindestens sechs Schlafzimmern und 50 bis 80 Metern Länge) komplett abgespritzt, eingeseift, wieder abgespritzt, abgetrocknet und poliert. Eine interessante neue Welt, in der ich hoffentlich noch für sechs bis zwölf Monate arbeiten kann.

Da es mit dem Arbeitsvisum in den USA aber doch sehr schwierig ist, habe ich mich nach sechs Wochen entschieden, in die Karibik zu fliegen. Hier trampe ich nun auf Booten von Insel zu Insel. Beinahe habe ich einen Job als Hostel-Managerin in Tobago angenommen. Doch auch hier macht das Arbeitsvisum Probleme. Aber ich gebe nicht auf und mach‘ mich auf den Weg zur nächsten Trauminsel.