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Schüleraustausch Amerikabesuch öffnet die Augen

Schülerin Anna Lehmann ist zu einem Austausch in Amerika - nun hat sie die Zeit ihres Aufenthalts verlängert.

16.03.2016, 08:04

Magdeburg l Ich kann es gar nicht fassen, wie schnell die Zeit vergehen kann. Ich weiß noch, wie ich voller Aufregung darauf gewartet habe, endlich nach Amerika zu kommen. Die Zeit verging so schnell, dass ich mich letztendlich dazu entschieden habe, mein Jahr zu verlängern und bis zum Ende des Schuljahres hier zu bleiben.

Viele Dinge haben zu meiner Entscheidung beigetragen, aber am meisten, dass ich weiß, dass ich es mein ganzes Leben bereuen würde, schon zu gehen. Jetzt habe ich noch vier weitere Monate vor mir, die mir viel zu kurz vorkommen und ich habe so viele Pläne. Die Track & Field Saison hat vor Kurzem begonnen, das ist grob erklärt so etwas wie Leichtathletik. Außerdem habe ich über den Winter beim Schultheaterstück hinter der Bühne geholfen. Das Winterstück ist immer das Kleinste im ganzen Schuljahr, weswegen ich nicht ganz so viel zu tun hatte, aber es war eine gute Möglichkeit, neue Leute kennen zu lernen.

Trotzdem hat es mir so viel Spaß gemacht, dass ich auch etwas für das Frühlingsmusical machen möchte, wo ich dann hoffentlich auch mehr Aufgaben haben werde. Es gibt so viele interessante Leute an meiner Schule und ich habe das Gefühl, dass ich mit jedem reden und ihn kennenlernen muss. Ich möchte meine anderen Freundschaften noch weiter vertiefen. Außerdem haben meine Gastfamilie und ich habe einen Trip nach Hawaii geplant! Im Mai werden wir für eine Woche nach Maui fliegen.

Ich kann es gar nicht abwarten, den weißen Sandstrand und das klare blaue Wasser zu sehen, unter einer Palme zu liegen oder zu einem Luau zu gehen. Desweiteren habe ich so mehr Zeit, mein Englisch zu perfektionieren. Am Anfang war ich sehr darüber besorgt, dass ich nicht die Fortschritte machen werde, die ich mir erhofft hatte oder das ich meinen Akzent nie loswerde, aber das hat sich inzwischen geändert.

Frustrierend ist es nur, wenn ich ein Wort dreimal wiederholen muss und es immer noch keiner verstanden hat oder wenn ich etwas erzähle, an dem Blick meines Gegenüber sehe, dass er nichts verstanden hat, aber er nichts sagen will, um meine Gefühle nicht zu verletzen.

Dank meiner Gastfamilie hatte ich in letzter Zeit die Chance, viele neue Sachen auszuprobieren. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben Golfen und Baseball spielen. Ich hätte nie gedacht, dass mir Golf Spaß machen würde, aber es war ziemlich cool, einen neuen Sport auszuprobieren.

Baseball hingegen war eher gruselig, die Bälle kamen unglaublich schnell auf einen zu. Sport ist hier einfach so viel vielfältiger, aber Football ist und bleibt immer noch das größte Event. Am Tag des Superbowls habe ich mich mit meinen Freunden getroffen und wir haben das Spiel gesehen. Für mich war es eher uninteressant, da ich immer noch nicht gelernt habe, wie Football funktioniert und meine Freunde haben dann auch irgendwann aufgegeben, es mir zu erklären. Dafür war das Essen sehr gut, denn die Eltern meiner Freunde hatten ein großes Büfett vorbereitet. Eine andere Sache, die hier groß gefeiert wird, ist Valentinstag. Eine meiner Freundinnen stand am Valentinstag mit Luftballons und einem großen Plüschtier vor meiner Haustür und wir haben dann den Tag zusammen verbracht.

Im neuen Semester habe ich einen komplett neuen Stundenplan und ziemlich interessante Klassen, wie Rettungsschwimmen und Roboter. Beim Rettungsschwimmen sind wir drei Tage die Woche im Pool der Schule und lernen die zwei anderen Tage Erste Hilfe und Wiederbelebungstechniken. Roboter war ein Fach, das ich mehr oder weniger nehmen musste, da alle anderen Klassen voll waren und die andere Option Mathe war. Im Moment arbeiten wir schon daran, unseren ersten Roboter zu bauen.

Vieles, was man in High School Filmen sieht ist wahr, jeder hat seine eigene Gruppe mit Menschen, die einem Stereotype entsprechen. Zum Beispiel die Cheerleader, die wirklich fast jeden Tag ihre Uniform zur Schule tragen, die Footballspieler, die dafür bekannt sind, die besten Partys zu haben oder die Chorleute, die singend durchs ganze Schulhaus laufen. Es bringt mich jedes Mal zum Lachen, wenn ich bemerke, wie oft diese Filme der Wirklichkeit entsprechen.

Allerdings habe ich auch schon sehr traurige Sachen miterlebt. Zum Beispiel habe ich ein Mädchen kennengelernt, von dem ich später, als ich in ihrem Auto saß, festgestellt habe, dass sie dort lebt. Über Nacht parkt sie ihr Auto irgendwo und schläft dort, ihre ganzen Klamotten waren im Auto verteilt, eine Decke, ein Kopfkissen und Make-up. Mir war vorher schon bewusst, dass ich es unglaublich gut in meinem Leben habe, aber das hat noch einmal unglaublich dazu beigetragen.

In Deutschland habe ich in meinem kleinen Dorf gelebt, bin zu meiner Privatschule gegangen und habe gedacht so etwas gibt es nur in Filmen. Erst jetzt habe ich bemerkt, wie viel mir vom richtigen Leben verborgen geblieben ist. Amerika hat mir die Augen geöffnet. Ich weiß die kleinen Dinge im Leben so viel mehr zu schätzen und wie wichtig es ist, immer gut mit anderen Leuten umzugehen, denn man weiß nie, was sie alles erlebt haben.