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Videoprojekt Hallo, Islam! soll wachrütteln

Hallo Islam! ist ein Videoprojekt über eine Religion, über die jeder spricht und jeder alles zu wissen scheint. Aber ist das wirklich so?

Von Gwendolin Güntzel 19.04.2016, 23:01

Magdeburg l Seit Sonntag ist das interaktive Video „#HalloIslam“, das von vier Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal entwickelt wurde, bei Youtube online. Robert Gruhne, Anna Stoltzmann, Andreas Bales und Janos Varga waren Ideensammler, Drehbuchautoren, Interviewer, Kamera- und Tonverantwortliche und Postprodukteure.

#HalloIslam entstand im Rahmen des Projekts Die Wählerischen. „Am Anfang gab es die Idee, ein interaktives Video zu machen. Wir haben das als eine Art Abschiedsprojekt angesehen, bei dem wir alle Sachen, die wir im Studium gelernt haben, noch einmal kombinieren und zuspitzen konnten“, erzählt Robert Gruhne. Andreas Bales erklärt: „Über den Islam wussten wir nicht viel, außer dass zurzeit jeder darüber spricht.“

Ein halbes Jahr hat das Team an #HalloIslam gearbeitet. Im Dezember waren die Vier zwei Wochen lang fast jeden Tag unterwegs, begleiteten die muslimische Familie Alramada aus Stendal, sprachen mit verschiedenen Interviewpartnern und wagten spannende Selbstexperimente. Andreas führt gemeinsam mit Anna Stoltzmann durch das interaktive Video. Sie wollten wissen, wie die Menschen ihren muslimischen Glauben in den deutschen Alltag integrieren.

Und wie funktioniert #HalloIslam? Bei einem interaktiven Video entscheidest du selbst, welchen Clip du als Nächstes anschauen möchtest. Du kannst dich also durch alle Videos klicken oder nur durch die, die dich besonders interessieren.

#HalloIslam besteht aus drei verschiedenen Kapiteln. Im ersten Kapitel „Basics“ werden grundlegende Infos zum Islam gegeben.

Im zweiten Kapitel „Kritik“ geht es um schwierigere Themen, wie zum Beispiel um Terrorismus, das Tragen des Kopftuches oder um die Durchsetzung der Scharia. „Wir wollten mit Muslimen über viele Themen sprechen, auch über Schwierigkeiten, aber ohne eine vorgefertigte Meinung“, sagt Anna. Andreas fügt hinzu: „Vor allem wollten wir mit Muslimen sprechen, nicht nur über sie.“ Und das zeigt sich dann vor allem im dritten Kapitel „Leben“. So hat Anna einen Tag lang ein Kopftuch getragen und Andreas ließ sich von einem Imam das Beten zeigen. „Wir konnten wirklich in ihre Welt eintauchen“, stellt Anna begeistert fest.

Im Mittelpunkt des Projekts standen die Gespräche. Das eigentliche Interview rückte häufig in den Hintergrund. Viel schöner sei es gewesen, mit Familie Alramada Tee zu trinken oder die vielen Hände der Muslime zu schütteln, die sie in der Magdeburger Moschee beim Freitagsgebet trafen. „Wir haben uns immer willkommen gefühlt. Die Leute waren so offen, das hätte ich nicht erwartet“, sagt Andreas. In den Gesprächen mit den muslimischen Protagonisten sei ihnen Offenheit besonders wichtig gewesen. Offenheit im Umgang mit dem Islam sei überhaupt der erste Schritt. Der erste Schritt, um Vorurteile zu verwerfen und um die Dinge, die man nicht so gut findet, kritisieren zu dürfen.

Anna vermutet, dass ein offenes muslimisches Leben in Deutschland zunehmend schwierig werden könnte. Denn durch die Flüchtlingssituation und den Terrorismus müssten auch Muslime in Sachsen-Anhalt mit immer mehr Anfeindungen rechnen.

Eines von insgesamt 21 Videos beschäftigt sich deshalb auch mit Terrorismus. Mit #HalloIslam ist es dem Team gelungen, eine Bandbreite an verschiedenen Islam-Interpretationen zusammenzustellen, die zeigt: Den einen Islam gibt es nicht.

Die vier Studenten sind nun gespannt, wie ihr interaktives Video bei den Leuten vor den Laptops ankommt. Robert, Anna, Andreas und Janos sind stolz auf #HalloIslam. Klickzahlen seien eher zweitrangig, auch wenn Janos verständlicherweise zugibt: „Es wäre natürlich schon schön, wenn es auch viele Leute sehen.“ Fast 500 Mal wurde das Video auch schon angeklickt.

#HalloIslam soll den Leuten einen ersten Impuls geben, sich mit der fremden Religion zu beschäftigen. „Es soll zum Nachdenken anregen, altes und neues Wissen verbinden und vielleicht auch ein paar Leute wachrütteln, die Muslimen vor allem mit Vorurteilen begegnen“, betont Anna. „Ich wünsche mir einfach, dass es keine Ausgrenzung mehr gibt.“ Die drei Jungs nicken zustimmend.

Weitere Informationen zum Video unter www.halloislam.de oder www.die-waehlerischen.de