1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Junge Künstlerin im Gleimhaus

Freiwilliges Jahr Junge Künstlerin im Gleimhaus

Anna Loher leistet zurzeit ein Freiwilliges Jahr am Gleimhaus in Halberstadt ab und berichtet über ihre Erfahrungen.

14.03.2017, 23:01

Halberstadt l Aus der Nähe von Frankfurt am Main in Hessen kommt Anna Loher, 18 Jahre alt, und arbeitet zurzeit im Freiwilligen Jahr Kultur in der Denkmalpflege am Gleimhaus in Halberstadt. Der Ort ist ihr gar nicht fremd: Ihre beste Freundin aus dem Internet wohnt hier. „Ich wollte außerdem mal etwas anderes von Deutschland sehen“, erklärt Anna den Umzug vom Westen in den Osten.

Untergebracht ist sie während der Zeit ihres Freiwilligendienstes in der Jugendbauhütte in Quedlinburg, von den Bewohnern liebevoll „Pölle“ genannt. Es ist eine Einrichtung der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (Ijgd). Hier leben noch vier andere Freiwilligendienstleistende und vier Flüchtlinge. Es gibt eine Gemeinschaftsküche und einen Seminarraum für gemeinsame Kurse zu so unterschiedlichen Themen wie historischem Bogenbau, Schmuckgestaltung und Graffiti.

Durch die geringe Miete von 155 Euro lasse es sich mit dem Gehalt von etwa 400 Euro gut auskommen. Da die Einrichtung sich in Quedlinburg befindet, pendelt Anna täglich nach Halberstadt. „Ich mag den Dom und das Gleimhaus sehr“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich würde gern auch über das Freiwillige Kulturelle Jahr hinaus hier bleiben. Es war eine sehr gute Entscheidung.“

Bis es zu dieser kam, gab es erst einen langen Vorlauf und dann ging es ganz schnell: „Nach meinem Realschulabschluss wusste ich lange nicht, was ich machen soll. Einem Berufsberater in meiner Schule erzählte ich von meinem künstlerischen und kulturellem Interesse. Er zeigte mir die Möglichkeit eines Freiwilligen Kulturellen Jahres auf. Einen Monat vor meinem Start hatte ich dann im August 2016 das Bewerbungsgespräch am Gleimhaus und wurde genommen.“

Neben mehreren anderen Möglichkeiten entschied sie sich für das Museum der Aufklärung in Halberstadt, das den Nachlass des Dichters Gleim aus Bildern, Briefen und Büchern beherbergt. „Mir gefällt die familiäre Arbeitsatmosphäre hier sehr.“ Zu ihren Aufgaben gehörten das Digitalisieren von Grafiken und Handschriften. „Da Papier, wenn es alt wird, bröckelt, erhalten wir es für die Nachwelt.“ Außerdem transkribiert sie Handschriften. Erlernt hat Anna das durch Übungen, bei denen sie die Buchstaben erraten musste. „Es ist faszinierend, wie groß die Sammlung Gleims war. Der Erhalt von Kulturgut gehört zur Geschichte. Was soll man seinen Kindern beibringen, wenn alles verfällt?“

Bestandteil des Freiwilligen Kulturellen Jahres ist ein eigenständiges Projekt im Bereich der Museumspädagogik. Da Annas größte Leidenschaft das Zeichnen im Comic-Stil ist, fertigt sie dafür Szenen aus Gleims Leben an. „Ich zeichne zum Beispiel die Wasserschlacht der Dichter Klopstock und Gleim.“ Für ihre berufliche Entwicklung spiele das Jahr eine entscheidende Rolle: „Ich habe mein Freiwilligenjahr um ein halbes Jahr verlängert, mache danach vielleicht ein Praktikum und bewerbe mich an einer Kunstschule in Quedlinburg.“