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Gamescom Zwischen Ego-Shootern Nachwuchs finden

Die Bundeswehr war mit einem Stand auf der Spielemesse Gamescom präsent. Das stößt auf Kritik.

Von Daniel Gast 30.08.2017, 13:06

Köln l Auf der Spielemesse Gamescom in Köln fiel ein Stand der Bundeswehr ins Auge. In den letzten Jahren wurde wiederholt Kritik geäußert, dass die Bundeswehr auf der Gamescom nichts zu suchen habe. Oberleutnant Nils Feldhoff sieht das anders. Daniel Gast hat mit ihm darüber gesprochen.

Volksstimme: Warum ist die Bundeswehr überhaupt auf der Gamescom?

Nils Feldhoff: Die Bundeswehr ist im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchsgewinnung jedes Jahr auf der Gamescom. Wir versuchen uns hier als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und zeigen hier auch unsere verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten. Das sind 45 verschiedene Ausbildungsberufe und rund 25 Studiengänge, die man sich bei uns mal anschauen kann.

Welche Zielgruppe möchten Sie auf der Gamescom ansprechen?

Wir haben die Zielgruppe von 17 Jahren an aufwärts definiert, da man mit Einverständniserklärung der Eltern auch bereits ab 17 Jahren zur Bundeswehr kommen kann. Hier auf der Gamescom ist das natürlich alles sehr durchwachsen. Hinzu kommt, dass man hier sehr IT-affine Besucher antrifft und das ist natürlich auch genau das Klientel, was wir suchen.

Kann man mit 17 oder 18 Jahren wirklich schon entscheiden, ob man einen so gefährlichen Beruf ausüben möchte?

Ja. Ich glaube, dass ist wie in jedem Berufszweig gerade in der Orientierungsphase ein bisschen schwer. Als Jugendlicher wusste ich auch mit 17 oder 18 Jahren noch nicht, was ich mal später werden will. Nichtsdestotrotz ist das gerade hier auf der Gamescom ein Informationsaustausch. Das heißt, man kann zu uns kommen und mal ein bisschen „reinschnuppern". Für den weiteren Werdegang müsste man dann ein Karriereberatungsgespräch vereinbaren, bei welchem wir auch gesetzlich dazu verpflichtet sind, auf Tod und Verwundung eingehen. Wir versuchen dem jungen Besucher oder angehenden Soldaten natürlich ausreichend darüber zu informieren, auf was er sich einlässt.

Kritiker sagen, dass die Bundeswehr auf der Gamescom nichts zu suchen hat. Was entgegnen Sie?

Das ist der häufigste Kritikpunkt, den die Bundeswehr auf der Gamescom zu hören bekommt. Nichtsdestotrotz sehen wir uns als Aufklärungsorgan, denn der ein oder andere Jugendliche kommt mit vielleicht ein bisschen verdrehten Tatsachen an den Stand und ist der Meinung, weil er es bei „Call of Duty“ schafft, ein unbemanntes Flugobjekt zu steuern, wäre er automatisch dafür prädestiniert, dies bei der Bundeswehr zu tun. Jedoch ist bei der Bundeswehr eine entsprechende Ausbildung nötig, die bis zu sechs Jahre dauern kann. Mit solchen Beispielen können wir dann schnell einen Bezug herstellen.

Besteht nicht dennoch die Sorge, dass der Spaß beim Ego-Shooter und der reale Kampf um Leben und Tod durch Ihre Anwesenheit hier verschwimmen?

Ich persönlich habe diese Erfahrung nicht gemacht. Diejenigen, die Ego-Shooter genießen, machen vielleicht Fotos von unserem Stand. Diejenigen, die sich aber in dem Bereich informieren wollen, die kommen auch tatsächlich mit klaren Gedanken zu uns. Bislang habe ich noch nicht die Erfahrung gemacht, dass jemand übermotiviert Ego-Shooter spielt und sich deswegen verpflichtet fühlt, zur Bundeswehr zu gehen.

Spielen Sie denn auch selbst Ego-Shooter?

Nein, Ego-Shooter sind jetzt nicht unbedingt mein Bereich, aber ich spiele sehr gerne Strategie- und Aufbauspiele. Ich bin ein großer Anno-Fan und habe erfahren, dass 2018 ein neues „Anno“ erscheinen soll, auf das ich mich jetzt schon freue.