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Jugendtheater "Wind der Freiheit" weht in Magdeburg

Junge Menschen aus Deutschland, Tunesien und Syrien führen ein gemeinsames Theaterstück in Magdeburg auf.

Von Robert Gruhne 09.11.2016, 10:04

Magdeburg l Das Bild, das viele Menschen heute von der arabischen Welt haben, ist geprägt von Gewalt und Extremismus. Oft wird die reiche Kultur vergessen, die in den letzten Jahrhunderten auch für Europa einflussreich war: Jeder kennt zum Beispiel die Märchen aus „1001 Nacht“. Die Geschichtensammlung war in Europa im 19. Jahrhundert das meistgelesene Buch nach der Bibel.

Das aktuelle Jugendprojekt des Impuls-Festivals für Neue Musik möchte die Kultur des Orients wieder in den Fokus rücken. „Wir wollen zeigen, dass es dort auch heute nicht nur Krieg, sondern auch Kultur gibt“, erklärt Astrid Vehstedt. Sie ist Regisseurin des Stücks „Wind der Freiheit“, das am 13. November Premiere feiert.

Im Stück treten die deutsche und die arabische Kultur miteinander in einen Dialog - in Form von sechs jungen Schauspielern im Alter von 17 bis 25 Jahren aus Tunesien, Syrien und Deutschland. Das Stück basiert auf dem Buch „Mit den Augen von Inana“, einer Sammlung von Erzählungen irakischer Autorinnen, aber auch Bezüge zu Magdeburg sind zu finden.

„Wind der Freiheit“ wird gleichzeitig auf Deutsch und Arabisch aufgeführt, unterstützt durch extra angefertigte Musik des türkischen Komponisten Cenk Erbiner und Filmsequenzen des Leipziger Filmemachers Sascha Kummer.

Das Projekt ist als „multimedialer Brückenschlag zwischen Orient und Okzident gedacht“, heißt es in der Ankündigung. „Im Grunde geht es um Verlust, um Krieg, aber auch um Schönheit und das Auflösen eines Traumas. Das Trauma wird gelöst, indem Menschen miteinander reden“, so Vehstedt.

Für die Proben hat das Team nur zwei Wochen Zeit. Jeden Nachmittag und Abend treffen sie sich. Regisseurin Vehstedt reizt die Arbeit mit den Jugendlichen: „Ich fordere sie und sie fordern mich. Ich behandle die Jugendlichen wie jeden professionellen Schauspieler auch.“

Für Germanistikstudentin Elena Blüm ist vor allem der arabische Aspekt wichtig, mit dem sie vorher nur wenig Kontakt hatte. Im Stück würden die teilweise abweichenden Sichtweisen der beiden Kulturen deutlich. Und trotzdem: „Jeder wird angesprochen - ob arabisch oder deutsch.“

Ihr Schauspielkollege Farid Nader stammt aus Tartus in Syrien und studiert hier Biosystemtechnik. Er hat selbst Stücke mit Kindern geschrieben und realisiert. „Wind der Freiheit“ ist trotzdem aufregend für ihn, denn es ist seine erste Premiere in Deutschland. „Es ist sehr wichtig, dass die Deutschen wissen, dass es nicht nur Terroristen gibt“, meint er über die arabische Kultur. Durch das Stück könnten die Zuschauer merken: „Die arabische Sprache klingt nicht nur hart, sondern kann auch schön sein.“

Wer „Wind der Freiheit“ sehen möchte, hat in Magdeburg vom 13. bis 16. November fünf Mal die Gelegenheit dazu. Tickets gibt es unter www.theater-magdeburg.de oder an der Theaterkasse. Der Eintritt für Flüchtlinge ist kostenlos.

Farid ist sich sicher: „Das Stück kann Brücken bauen.“ Beispielhaft dafür ist die Zusammenarbeit im Team selbst: „Die Message des Stücks ist Harmonie. Wir als Freunde haben diese Harmonie schon selbst geschafft“, so Farid.