1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Der Wind weht immer von vorn

Schulausflug Der Wind weht immer von vorn

Unterricht mal ganz anders. Nicht im nüchternen Klassenzimmer, sondern in einer der faszinierendsten Landschaften - dem Wattenmeer.

19.07.2016, 23:01

Hallig Hooge l Diese besondere Exkursion führte die Kursstufenschüler der 11. Klassen vom Ökumenischen Domgymnasium, die Biologie und/oder Chemie belegt hatten, auf die Hallig Hooge. Auf der zweitgrößten bewohnten Hallig des Wattenmeeres untersuchten sie diesen einzigartigen und vielfältigen Lebensraum, indem sie ihn in fünf Stationen genauer betrachteten. Darüber berichtet Josefin Müller aus der Klasse 11a:

Im Rahmen dieser naturwissenschaftlichen Woche zählten wir in der Station Ornithologie Vögel und bestimmten ihre Art und die Angepasstheit an ihren Lebensraum. Durch eine Spezialisierung des Körperbaus und unterschiedliche Nahrungsbedürfnisse sind die Vögel gut zu unterscheiden und haben die Konkurrenz untereinander verringert. Später konnten wir selbst noch das Phänomen der Nestverteidigung beobachten – wie die Vögel Ablenkmanöver starteten und den potenziellen Angreifer (der in unserem Fall jedoch nichts von dem Nest wusste) sogar über die Absonderung von Exkrementen zu verscheuchen versuchten, wenn ein für Wattvögel typisches Bodennest in der Nähe war. Des Weiteren konnten wir erfahren, dass in einem Quadratmeter Wattboden eine sehr große Populationsdichte herrscht, die sogar größer ist als die im tropischen Regenwald. Die Wattschnecke beispielsweise, die bis zu zwei Zentimeter unter der Wattoberfläche lebt, kam in einem Quadratdezimeter Wattboden 191 Mal vor.

In der Station Wattfauna haben wir viele weitere Dinge entdeckt, verschiedene Würmer betrachtet und Krebse aus nächster Nähe bestaunt. Die dritte Station behandelte den Boden. Mit einem Bodenprobennehmer konnten wir ein Bohrkernprofil bis in zwei Meter Tiefe erstellen und mit Hilfe der Fingerprobe die unterschiedliche Beschaffenheit des Bodens dort untersuchen. Anhand dieser lassen sich zum Beispiel Rückschlüsse auf Sturmfluten an bestimmten Ablagerungen ziehen oder auch Hinweise auf andere Ereignisse geben. Da ein Zentimeter Boden ungefähr einem Jahr entspricht, konnten wir 200 Jahre alten Torf untersuchen.

In der vierten Station haben wir die Salzwiesen genauer betrachtet und die verschiedenen Arten und ihre Anpassung an Überflutungen mit Salzwasser untersucht. Wir haben sogar ein winziges Stück des für die Salzwiese sehr typischen Quellers probiert und konnten den Salzgeschmack spüren. In der letzten Station, dem Labor, haben wir mit der Methode des Titrierens den Salzgehalt an verschiedenen Probeentnahmeorten der Salzwiese getestet.

Nach diesen Stationen hatten wir alle einen umfassenden Einblick in das Ökosystem Wattenmeer erhalten. Dabei haben wir auch gelernt, wie hart das Halligleben sein kann. Das Wetter ist sehr abwechslungsreich und kann sich schnell ändern. Von strömendem Regen bei der Ankunft bis hin zu strahlendem Sonnenschein und Badewetter. Unsere Wattwanderung musste wegen einer Gewitterwarnung auf die nächste Ebbe verschoben werden – 4.30 Uhr am Morgen. So kamen wir in den Genuss eines Sonnenaufgangs über dem in Pastelltönen erleuchteten Watt. Und bei all dem ist eines konstant: Der Wind, der einem vor allem beim Fahrradfahren um die Nase weht und immer von vorn kommt, egal, in welche Richtung man fährt. Wir können auf eine erlebnisreiche Woche mit vielen neuen Erkenntnissen zurückblicken.