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Social Media Freundschaften über das Internet

Internetfreundschaften scheinen auf den ersten Blick gefährlich, können aber auch bereichernd sein.

Von Kim Glanz 01.10.2016, 08:06

Wernigerode l Für meine Eltern birgt das Internet viele Gefahren, zumindest wenn es darum geht, mit Personen online in Kontakt zu treten. Es könnte ja etwas passieren oder die Personen sind nicht die, die sie vorgeben zu sein, sagen meine Eltern. Als ich angefangen habe, mit Personen aus dem Internet zu schreiben, habe ich darauf gar nicht so geachtet, da ich noch nichts Privates über mich erzählt habe. Nach einigen Bildern, Sprachnachrichten über WhatsApp und Telefonaten mit meiner Internetfreundin Alina war mir jedoch klar, dass sie die ist, die sie vorgibt zu sein. Alina und ich haben uns zufällig durch eine WhatsApp-Gruppe kennengelernt. In dieser Gruppe waren viele Jugendliche im Alter zwischen 13 und 15 Jahren und wir fanden alle Berühmtheiten toll, die wir durch die Internetplattform YouTube kannten.

Das erste Mal haben Alina und ich uns nach einem Jahr Freundschaft aus der Distanz dann am Berliner Hauptbahnhof getroffen. Das ganze Jahr über haben wir zuvor täglich geschrieben und uns fast alles erzählt, von kleinen Dingen die passieren bis zu Sachen die uns wirklich belastet, ein paar Mal im Jahr telefonierten wir und schickten uns Bilder sowie Videos über WhatsApp. Schon in den Winterferien dieses Jahres wollten wir uns treffen, jedoch hatten wir an keinem Datum beide Zeit. Nach langer Terminsuche haben wir einen Tag in den Sommerferien gefunden, an dem wir beide die Gelegenheit hatten, uns endlich in Realität zu sehen, in Alinas Heimatstadt Berlin. Die schlimmste Zeit für mich waren die letzten 20 Minuten im Zug auf dem Weg zu ihr. Die Aufregung stieg und die Vorstellung, endlich eine Person in die Arme schließen zu können, die einem mittlerweile so wichtig geworden ist, war toll. Umso größer war dann die Freude, sich im Arm zu halten. „Ich habe so gezittert, als ich dich gesehen habe und wollte dich bei unserer Umarmung gar nicht mehr loslassen“, erzählte Alina mir später.

Für mich sind Internetfreundschaften etwas Besonderes, da den Personen alles erzählt werden kann und man sie nicht jeden Tag sieht. Dadurch mache ich mir persönlich keine Gedanken bei Alina, was sie jetzt wohl denkt oder, dass sie es jemanden anderem erzählt. Bis jetzt haben wir uns nicht noch einmal gesehen, jedoch haben wir ein weiteres Treffen geplant.

Immer öfter lerne ich Jugendliche durch Sozialmedia-Seiten kennen, ob zufällig durch Gruppen auf WhatsApp oder ganz bewusstes Anschreiben auf Internetplattformen wie Instagram. Oft wohnen diese Internetfreunde mehrere Hundert Kilometer auseinander, vom Harz bis nach Berlin ist da eine sehr kleine Entfernung. Nach einigen Wochen oder Monaten, wollen die meisten sich sehen und fahren dafür mehrere Stunden mit dem Zug, dem Bus oder werden von ihren Eltern gebracht. Wird der Suchbegriff „Internetfriends“ oder „Internetfriendsgoal“ auf Sozialmedia-Seiten eingegeben, so erscheinen Bilder oder Videos, in denen Internetfreunde zitternd aufeinander zulaufen, sich mehrere Minuten umarmen oder weinen. Ebenfalls existieren Videos, in denen sie sich zum Abschied umarmen und sich nicht loslassen wollen.

Internetfreunde sind etwas Schönes neben richtigen Freunden aus der Schule oder Umgebung. Du siehst sie nicht täglich und es ist etwas besonders solche Freunde dann in der Realität zu treffen.

Internetfreundschaften scheinen auf den ersten Blick gefährlich. Dabei können sie auch sehr bereichernd sein. Hierbei müssen ein par Regeln beachtet werden.