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Tage der Begegnung Geschichte persönlich erleben

Zur Vorbereitung auf eine Kunstaktion sprachen Schüler mit Kindern französischer Häftlinge des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge.

11.04.2017, 23:01

Halberstadt l Ganz still ist es in dem Zimmer in der Moses-Mendelssohn-Akademie, als André Baud und Marie Théresé Chaumont von ihren Familien-Geschichten erzählen. Die aufmerksamen Zuhörer sind Samantha, Jonah, Laura, Sanja-Sophie, Lara und Max, Schüler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums, der Berufsvorbereitenden Schulen Halberstadt und der Gemeinschaftsschule Hagenberg Gernrode. Begleitet von den Gedenkstättenpädagoginnen Gesine Daifi und Hanka Rosenkranz, planten sie eine Aktion für das Gedenken an die Opfer des zweiten Weltkriegs am Sonntag, den 8. April 2017.

Nachdem die Gruppe seit Februar bereits jede Woche in die Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge gefahren ist, war sie während der „Tage der Begegnung“ für ein persönliche Gespräch in der Moses-Mendelssohn Akademie zu Gast. Die Väter von Chaumont und Baud waren Häftlinge im Konzentrationslager Langenstein-Zwieberge (siehe Infokasten).Baud und Chaumont möchten nicht nur ihre Geschichten erzählen, um das Schweigen zu brechen, sondern die Perspektive der jüngeren Generation kennenlernen.

So weiß Laura, Schülerin der Berufsvorbereitenden Schulen, dass ihre Großmutter aus Polen geflüchtet war. „Ich habe immer wieder versucht, mit meiner Oma darüber zu sprechen“, sie erfuhr aber nichts. Für das Gespräch mit Baud und Chaumont ist sie dankbar, denn „Es ist etwas ganz anderes, von den Kindern von Häftlingen zu hören, was in den Köpfen der Nazis vorging als in der Schule“, sagt die 16-Jährige.

Sanja-Sophie, Schülerin des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums, erzählt, dass sie von ihrer Oma Erzählungen von der Bombardierung Halberstadts kennt. Diese war allerdings erst vier Jahre alt. Die 17-Jährige ist schon lange an der Geschichte ihres Ortes interessiert. „Ich finde es schwach, dass man in der Schule so wenig erfährt“, sagt die junge Frau, die bereits zum zweiten Mal dabei ist. Sie ist zudem in der Aktion „Schule ohne Rassismus“ engagiert. „Das ist wichtig. Denn es wird vermutlich nicht noch einmal die SS geben. Aber es gibt auch andere Formen des Totalitarismus. Zum Beispiel Rassismus“, betont André Baud.