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Tattoos Gestochener Körperkult

Etwa acht Millionen Menschen in Deutschland sind tätowiert. Im Vorfeld sind wichtige Fragen abzuklären. Ein Tätowierer aus Burg klärt auf.

Von Isabell Finger 19.07.2016, 23:01

Burg l Tattoos liegen im Trend - vor allem bei Frauen. „80 Prozent meiner Kunden sind weiblich“, sagt Dennis Fuhlrott. Der Tätowierer betreibt seit etwa neun Monaten mit Michaela Hartmann-Blankenburg die Stahlschmiede. Das Geschäft läuft. „Durchschnittlich kommen drei bis vier Kunden am Tag. Seit der Eröffnung im Oktober 2015 habe ich um die 170 Leute tätowiert. Viele der Kunden kommen immer wieder“, stellt der ehemalige Lkw-Fahrer fest.

Seinen Beruf übt er mit Leidenschaft aus. „Tätowieren ist eine Kunst“, erklärt er. „Künstlerisches Talent muss vorhanden sein. Auch Kreativität ist gefragt. Schließlich zeichnet man viele Motive, die gestochen werden, von Hand.“ Es gebe aber auch viele Kunden, die eigene Schablonen entwerfen. Die meisten müssten im Nachhinein allerdings noch einmal überarbeitet werden.

Zu seinen Klienten hat Dennis Fuhlrott ein gutes Verhältnis. Sie vertrauen ihm: „Als Tätowierer bist du wie ein Frisör für die Kunden. Sie erzählen dir von ihren Problemen.“ Obwohl er gerne die Wünsche seiner Gäste erfüllt, gibt es in der Stahlschmiede auch Grenzen. „Man muss auch nein zu Ideen und Vorhaben sagen können. Es ist wichtig, dass die Leute ungefähr wissen, in welche Richtung ihr Tattoo gehen soll.“ Wenn sich ein Kunde zum Beispiel ein Hakenkreuz tätowieren lassen will, lehne er ab. Es kamen auch schon Paare, die nach nur einem halben Jahr Beziehung ein Pärchentattoo haben wollten. Daraufhin habe ich ihnen geraten, in zwei Jahren nochmal vorbeizuschauen. Ein Tattoo bleibt immerhin für immer.“

Auch bei der Tätowierung von Minderjährigen ist Dennis Fuhlrott aufmerksam. Wer seinen Körper bei ihm bemalen lassen will, muss mindestens 16 Jahre alt sein. „Die Erziehungsberechtigten müssen hier in den Laden kommen und eine Einverständniserklärung unterschreiben“, berichtet der Geschäftsinhaber. Eine Urkundenfälschung kann damit ausgeschlossen werden. „Ein Elternteil muss bei der Tätowierung dabei sein“, lautet die Bedingung in der Stahlschmiede.

Bei einer Tätowierung handelt es sich um eine Körperverletzung, deren Folgen nicht ungefährlich sind. „Es können Krankheiten wie Hepatitis übertragen werden, wenn das Equipment nicht richtig desinfiziert wurde und schlampig gearbeitet wurde. Auch Blutvergiftungen und Entzündungen können auftreten“, warnt Fuhlrott. Deshalb sei es umso wichtiger, einen guten Tätowierer aufzusuchen und die Wunde nach dem Stechen zu pflegen.

Doch woran erkennt man aber einen guten Tätowierer? „Zunächst einmal am Studio. Wie ist der Service? Ist das Personal freundlich und ist der Laden sauber? Auch ein Blick ins Kundenbuch ist hilfreich. Wenn viele Termine eingetragen sind, gibt es auch viele Kunden. Das spricht für ein gutes Studio“, erklärt Fuhlrott.

Ist das Tattoo gestochen, ist die Pflege besonders wichtig. „Der Heilungsprozess dauert vier bis sechs Wochen. In dieser Zeit sollten Sonnenstrahlen und Solariumbesuche vermieden werden. Es ist wichtig, die Wunde gründlich mit klarem, lauwarmen Wasser zu reinigen und mehrmals am Tag mit Wund- und Heilsalbe einzucremen. In der Anfangszeit kann die tätowierte Stelle jucken. Dann auf keinen Fall kratzen!“

Derzeit lägen Bemalungen auf Arm und Schulter im Trend, die Stilrichtung „Polka Trash“ (gestochen wird dabei nur mit schwarzer und roter Farbe) und Maori-Tribals (besondere Tribal-Formen). Es kämen aber viele Kunden, die ihre Jugendsünden bereinigen lassen wollen.

Obwohl ein Tattoo auf der Schulter aktuell sehr beliebt ist, schmerzt das Stechen an dieser Stelle laut dem erfahrenen Tätowierer am meisten. Auch Rippen, Kniekehle und Wade seien besonders unangenehm.

Die Kosten für ein Kunstwerk auf Lebenszeit variieren nach Aufwand und Größe. „Ich handhabe es so, dass ich nach einem Sitzungspreis bezahlt werde. Eine Sitzung dauert etwa drei Stunden. Bei größeren Tattoos müssen mehrere Sitzungen abgehalten werden. Für eine verlange ich zwischen 180 und 200 Euro“, erklärt Fuhlrott. Das größte Tattoo, das er bisher gestochen hat, dauerte insgesamt 15 Stunden. „Das war ein Wildschweinkopf über den ganzen Rücken“, erinnert er sich.