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Jugendpolitik Eine Stimme für die Jugend

Zwei junge Magdeburger kämpfen für eine Vision: In zehn Jahren wollen sie ein Bundesjugendparlament in Deutschland etabliert haben.

Von Alexander Walter 02.05.2018, 01:01

Magdeburg/Bornheim l Mit 14 zog Dominik Pinsdorf aus Magdeburg nach Bornheim am Rhein. Die Erinnerungen seiner Familie an die DDR nahm er mit. „Meine Großmutter musste 54 Jahre alt werden, bis sie zum ersten Mal frei wählen durfte.“ Das hatte Folgen: Pinsdorf wusste die Demokratie von Anfang an zu schätzen. Mit 18 ließ er sich ins Jugendparlament seiner neuen Heimatstadt wählen. Spätestens dort fand er Gefallen am Diskutieren und Gestalten. Jugendlichen in der Politik eine Stimme zu geben, das ist seitdem seine Mission.

Der heute 24-Jährige fand Gleichgesinnte – etwa in seinem Cousin Djamel Sellaoui, der immer noch in Magdeburg lebt. Zusammen mit Jugendlichen aus anderen Bundesländern haben beide kürzlich den Verein „Bujupa“ gegründet – ausgesprochen „Bundesjugendparlament“. Das Ziel: „In zehn Jahren wollen wir ein Bundesjugendparlament gesetzlich verankert haben“, sagt Pinsdorf. Regelmäßig sollen junge Leute zu aktuellen Themen beraten.

Bewirken wollen er und sein Cousin nicht weniger als einen Kulturwandel in der Gesellschaft: „Wir wollen, dass die Jugend stärker repräsentiert wird, das beginnt mit Präsenz.“

Zwar gibt es schon heute Initiativen für Jugendliche in Parlamenten, etwa das Planspiel „Jugend im Landtag“ in Sachsen-Anhalt oder das jährliche, simulierte Bundes-Jugendparlament in Berlin. „Es ist schön, dass es solche Planspiele gibt“, sagt Dominik Pinsdorf. „Aber die Jugendlichen können da leider nichts bewegen.“ Das soll im Bundesjugendparlament anders werden. Mit Debatten über Digitales, Bildungspolitik oder Umweltschutz wollen die Jugendlichen echten Einfluss ausüben. Der Politik gegenüber wollen sie dabei als Lobby auftreten und so Handlungsdruck erzeugen. Wichtig: Die Jugendlichen müssen keiner Partei angehören, sagt Pinsdorf, der selbst parteilos ist. „Wir wollen überparteilich arbeiten.“

Utopisch sind die Pläne keineswegs: Mit dem britischen „Youth Parliament“ etwa gibt es bereits ein Vorbild. 369 Mitglieder zwischen 11 und 18 treffen sich jährlich zur Debatte im Londoner Unterhaus. Die großen Parteien im Land unterstützen das. Auch auf europäischer und in Deutschland auf kommunaler Ebene gibt es bereits Jugendparlamente. „Es fehlt jedoch die Brücke dazwischen auf Landes- und Bundesebene“, sagt Pinsdorf. Mut machen ihm und seinem Cousin Reaktionen aus der Politik. Tatsächlich war die Gruppe bereits aktiv. Im Herbst haben die Mitglieder alle Länderchefs angeschrieben und um Unterstützung für ihr Projekt gebeten.

Reagiert haben fast alle Ministerpräsidenten, sagt Pinsdorf. Jetzt gibt es Termine in Berlin. Im Mai wollen die Jugendlichen mit den Bundestags-Vizepräsidentinnen Petra Pau (Linke) und Claudia Roth (Grüne) sprechen. Auch das Familienministerium in Nordrhein-Westfalen lädt zum Gespräch. Hier dürften die Pläne dann auch am ehesten Gehör finden: Die Landesregierung aus CDU und FDP hat die Einrichtung eines Landesjugendparlaments im Koalitionsvertrag festgeschrieben – inklusive Antragsrecht im Landtag. In Sachsen-Anhalt hat die Gruppe dagegen noch Überzeugungsarbeit vor sich, sagt Djamel Sellaoui. Im Antwortschreiben des Büroleiters von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) verweist dieser auf bereits vorhandene Planspiele und die Zuständigkeit des Bundestags für die Idee eines Bundesjugendparlaments. Pinsdorf und Sellaoui wollen sich damit nicht zufrieden geben: Für die Idee eines Landesjugendparlaments auch in Sachsen-Anhalt will Sellaoui jetzt Mitstreiter gewinnen. Er wird sie wohl brauchen.

 

Wer mitmachen will, wendet sich am besten an den Verein. Erreichbar ist er im Internet unter www.bujupa.de